12 Minuten.

12 Minuten sind manchmal eine Ewigkeit. Manchmal ratzfatz vorbei. Manchmal eine Qual. Manchmal ein Segen.  Sie kosten manchmal sehr viel Überwindung und sind manchmal die Rettung.

Seit einer geraumen Zeit versuche ich, mir täglich morgens 12 Minuten zu schenken.  Erst ein paar Minuten für kleinere Körperübungen und dann ca. 9 Minuten für meine Sitzmeditation. Beeindruckt hat mich damals der Satz meines Meditationslehrers, der feststellte, dass man sich für die morgendliche Körperhygiene sogar noch mehr Zeit nimmt, aber für die Psychohygiene eben nicht. So ist das nun also (fast) jeden Morgen meine kleine Dusche… für die Seele und den Geist. Ab und an nehme ich auch ein Vollbad: Ein Meditationskurs, bei dem man 1x wöchentlich abends zwei Stunden in der Gemeinschaft meditiert. Oder gleich ein ganzer Tag der Stille – meinen zweiten hatte ich erst kürzlich und habe ihn wieder sehr genossen.

Natürlich gibt es jeden Morgen unzählige Gründe, sich nicht hinzusetzen: zu müde, zu spät dran, zu unruhig… Und innerhalb der Meditation begegnet man dann sowieso meist einem oder mehreren der fünf Hindernisse (Zweifel, Unruhe, Trägheit, Widerstand, Verlangen). Es ist aber schon mal gut, wenn man die Hindernisse erkennt – denn dann ist man achtsam. Und kann sich ganz achtsam wieder seinem Atem zuwenden, oder den Sinneseindrücken, oder dem Körpergefühl, oder oder… Die Hauptsache ist es, sich nicht in Gedanken zu verstricken, sondern diese nur wahrzunehmen und ziehen zu lassen – wie Wolken am Himmel. Das ist auch das Wunderbare am Meditieren: Man urteilt nicht, man nimmt nur wahr.

Manchmal muss ich selber schmunzeln, wenn ich mir vorstelle, wie mein jüngeres Ich genau das, was ich nun so gerne tue, belächelt hätte. Als Esoterik-Mist, jedenfalls als etwas für einen ganz anderen Typen Mensch! Damals hätte ich mir sicher nicht träumen lassen, dass ich zum Beispiel mal mit lauter Fremden Mantren singen würde. Aber selbst das empfinde ich heute als sehr schön und wohltuend.

Die Lehre des Buddhismus habe ich natürlich noch lang nicht durchdrungen, sondern nur ein paar Fetzen in meinem Meditationskurs mitbekommen. Doch ich finde es spannend, mich ein wenig damit zu beschäftigen. So hat es etwas Beruhigendes sich zu vergegenwärtigen, dass Leben Leiden bedeutet. Dukkha… die erste der Vier Edlen Weisheiten. Im Grunde weiß das jede*r: wo Freud ist, ist auch Leid. Und genauso, wie wir die Freude nicht festhalten können, genauso ist auch das Leid vergänglich. Alles fließt. Das ist schon tröstlich. Auch der Edle Achtfache Pfad erscheint mir verfolgenswert: rechte Erkenntnis und Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln und Leben, rechte Anstrengung, Achtsamkeit und Sammlung. Das sind Werte, nach denen sich jede*r richten sollte.

Auch wenn ich die Lehre interessant und bereichernd finde, so ist dies nicht mein Grund, mich mit Meditation zu beschäftigen. Dass es angeblich gesund ist, ist für mich ebenfalls nicht ausschlaggebend. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn es eine messbare Wirkung auf das Gehirn hat, wie es einige Forschungsergebnisse zeigen – es wär doch toll, wenn es einen nachhaltigen Effekt hätte, wenn Aufmerksamkeit und Mitgefühl so trainiert würden (beschrieben z.B. in der Süddeutschen Zeitung: Spuren im Kopf). Ich übe das Meditieren aber schlicht und ergreifend, weil es mir in dem Moment gut tut, mal innezuhalten, weil es mich runterbringt, weil es mir Möglichkeiten eröffnet, mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen, weil ich meine innere Kraftquelle so zugänglich mache, weil es einen Anker für mich darstellt, auch durch das Ritual und die Regelmäßigkeit.

Den ganzen Hype, den es gerade um das Thema Meditation und Achtsamkeit gibt, sehe ich jedoch auch mit Skepsis (gut beschrieben erst vor ein paar Tagen von Mechthild Klein in der ZEIT: Hör mir auf mit Achtsamkeit!). Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es Wunderwaffe und Allheilmittel ist. Sich drei Achtsamkeitsratgeber ins Regal zu stellen, bringt wahrscheinlich wenig. Etwas mehr Achtsamkeit ins eigene Leben bringen, schadet aber sicher niemandem. Ich selber merke die Wirkung der Meditationspraxis auch nur im ganz Kleinen – doch manchmal habe ich das Gefühl, ich kann diese kleine Pause zwischen Reiz und Reaktion besser nutzen, und bewusst reagieren… und das ist schon viel wert! Dafür habe ich mich auch gerade wieder hingesetzt – für 12 Minuten.

And now I’m back, finally just laughin’
Expectations are resentments waiting to happen
Studying the dharma, karma, vipassana practice
Bahá’u’lláh, Buddha, God, to the mountaintop and I’m traveling
Learning, yes, reflecting on what matters
People, impermanence, lack of attachments
It’s space and time, a couple of man-made distractions
The measure of a spirit that no human can ever capture
Church, this booth is my Vatican
I don’t control life, but I can control how I react to it
Student of the breath, brick beats and balancin’
Desire versus truth until I finally find happiness.

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