Tee.

Ich habe Entzugserscheinungen. Mehr aus Jux und Tollerei hatte ich nach dem Urlaub beschlossen, mal für eine Weile auf Alkohol und schwarzen Tee zu verzichten. Ersteres, weil ich vor und im Urlaub reichlich davon hatte und eine Pause immer wieder mal heilsam finde. Das bereitet mir auch keine Entzugserscheinungen, schwierig wird es lediglich, wenn ein Fest, ein Wiesnbesuch oder Whiskytasting ansteht.

Beim Tee war es ein Selbstversuch, da ich, seit ich 1993 zum Schüleraustausch in Irland war, täglich schwarzen Tee trinke (mit Milch, ohne Zucker – diese Seite trägt nicht ohne Grund ihren Namen), und den Verzicht mal testen wollte. Ich bin ein Teejunkie und halte es mit William Gladstone (bedeutender britischer Politiker, 1809-1898):

„Thank God for tea! What would the world do without tea! How did it exist? I am glad I was not born before tea!”

Schwarzer Tee ist für mich das, was für andere Kaffee ist – ich trinke morgens immer etwa einen Liter davon, oft nachmittags auch noch eine Tasse. So ist es normalerweise empfehlenswert, mich morgens erst nach der ersten Tasse Tee anzusprechen. Wobei geunkt wird, dass es so oder so keine gute Idee ist, mich frühmorgens anzusprechen – Tee hin oder her….

Wie bei Kaffeetrinker*innen ist allein die Zubereitung schon ein Ritual, ich bevorzuge offenen Assamtee, dieser muss die richtige Stärke haben und 3-4 Minuten ziehen. Welch starke Rolle hier auch die Gewohnheit spielt, merke ich bei jedem Urlaub. Nur in besseren Hotels (und Cafés) hat man die Chance auf etwas Besseres als “Meßmer Klassik”… der wohl lediglich als Ersatzdroge gelten kann. Und wie oft bekommt man so eine doofe Kapsel Kaffeesahne, wenn man doch nur einfach einen Schluck richtige Milch für seinen Tee will.

In den vergangenen Tagen habe ich den schwarzen Tee mit Beuteltee ersetzt, verschiedene Kräuter- und Früchtetees getrunken. Das Ritual fehlt dabei, der Teegenuss lässt sich nicht gleichermaßen zelebrieren und der Kopf meldet ganz stark, dass das ja wohl kein Ersatz ist. Körperlich erlebte ich ganz typische Koffein-Entzugserscheinungen, die wohl damit zusammenhängen, dass sich die Geschwindigkeit des Blutflusses im Gehirn erhöht.

Ich bin darüber halbwegs verblüfft, da ich mich nie als süchtig empfunden oder bezeichnet hätte. Etwas blauäugig, mag sein. Dennoch finde ich es spannend, was diese legale Droge mit dem Körper macht. Ein dumpfer, mittelschwerer Kopfschmerz zeigte sich bereits morgens, vormittags kam dann ein starkes Müdigkeitsgefühl dazu. Ein Gefühl, das ich normalerweise mit einer besonders starken Tasse Tee bekämpfen würde. Übellaunigkeit, oder auch der typische Grant, trat auch verstärkt zu Tage – es gibt wahrlich Schöneres.

Auch wenn ich sicher wieder zum Tee zurückkehren werde und auch schon ganz gespannt bin, ob das Teein nach der Pause wieder viel stärkere Wirkung entfaltet, so hat der kleine Entzug mein Interesse am Fasten geweckt. Die Frage ist wohl, ob meine Disziplin für mehr reicht?
Darüber werde ich mal bei einer der nächsten Tassen Kräutertee nachdenken…

Tea in the morning, tea in the evening, tea at supper time,
You get tea when it’s raining, tea when it’s snowing.
Tea when the weather’s fine,
You get tea as a mid-day stimulant
You get tea with your afternoon tea
For any old ailment or disease
For Christ sake have a cuppa tea.
(The Kinks – Have a cuppa tea)

2 Kommentare

  1. Bei mir halten die Entzugserscheinungen ohne Kaffee nur max. zwei Tage. Nach einer Woche ohne haut das Koffein im ersten Pott dann aber auch gut rein 😀

    1. Ich hatte schon so ne knappe Woche damit zu kämpfen, aber nun ist’s auch gut. Freu mich schon auf die erste Tasse.. aber die zelebriere ich dann am Wochenende. ☺️

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert