Stress.

Mal wieder finde ich keine Zeit zum Meditieren. Mal wieder finde ich keine Zeit zum Emails beantworten. Mal wieder finde ich keine Zeit zum Bloggen… Diese Liste ließe sich noch beliebig weiterführen. Bin ich also gestresst?

Nun mal langsam: Letzte Woche hatte ich jeden Abend Programm – das waren schöne Termine (Kino, Verabredungen), engagierte Termine (Mitgliederversammlung im Verein) und Arbeitstermine. Am Freitag ging’s dann übers Wochenende ins schöne, relativ neu erkorene Lieblingsstädtchen Bamberg. Eindeutig Freizeit, wenn auch erkältungsgebeutelt, und wenn auch keine Zeit für Obiges. Montag dann Arbeit, dort bereits nachmittags dann ein sehr ungutes Bauchgefühl und Übelkeit mit dem Höhepunkt eines Beinahe-Kreislaufkollapses an der S-Bahn-Station. Es gibt Schöneres. Ich bin dann irgendwie heimgekommen, mit so einer Magen-Darm-Geschichte im Gepäck, die grad rumgeht. Gestern also krank, richtig krank. Heute immer noch nicht fit, aber dann doch praktisch den ganzen Tag Homeoffice, weil man ja mit Laptop und Internetzugang heute kaum noch richtig krank sein kann. Oder will?

Nein, ich bin nicht unzufrieden – genau wie meine Mit-30 bis 40-Jährigen in dieser Studie. Auch ich finde Familie, Freizeit, Arbeit sehr wichtig und nette Arbeitskolleg*innen sind mir mehr wert als das große Geld. Aber genau wie sie bin ich oft gestresst:

Stichwort Belastung: Fast zwei von drei Menschen zwischen 30 und 40 fühlen sich häufig oder sogar sehr häufig gestresst, mehr als in jeder anderen Altersgruppe. Für jeden Zweiten sind Überstunden normal, jeder Neunte sitzt fast täglich länger im Büro. Wenn sie es sich aussuchen könnten, würden sie 31 Stunden die Woche arbeiten, im Schnitt sind es aber 38 Stunden.

Ich gehöre zu denen, die mehr als 38 Stunden arbeiten, wenn auch sicher nicht zu denen, für die 50-Stunden-Wochen normal sind. Ich arbeite normal viel, habe ein normales Sozialleben, hab eine Frau, aber keine Kinder, mein Ehrenamt mach ich auch schon lang nicht mehr so ausufernd wie früher. Dann ist da noch der Haushalt, den wir (mehr schlecht als recht) selbst schmeißen. Wenn ich mir da die 30-40jährigen in meinem Umfeld anschaue, ist das gar nicht so selbstverständlich – einige haben eine Putzhilfe. Gegen eine Unterstützung hätte ich gar nichts und finde das auch nicht verwerflich, aber ich würde wohl zu denjenigen gehören, die die Wohnung erstmal komplett aufräumen und grundreinigen würden, bevor die Reinigungskraft kommt – weil mir das sonst viel zu unangenehm wäre. Bringt also wohl nichts, da Geld zu investieren. Und, das muss ich auch gestehen, ich kann dem Putzen durchaus was abgewinnen, wenn ich Zeit dazu finde – es ist sehr befriedigend, so schnell Ergebnisse zu sehen (reden wir mal nicht davon, wie schnell diese Ergebnisse auch wieder zerstört werden… und von wem…).

Wovon bin ich also gestresst? Bin ich auch nur allgemein geschäftig und nerve damit? Denn diese Worte könnten auch von mir sein:

Ich selbst bin höllisch genervt von meiner eigenen Geschäftigkeit. Ich vermisse unverplante Zeit, entspannte Unterhaltungen und Treffen, die nicht nach spätestens zwei Stunden von einem „Ich muss dann mal los!“ beendet werden. Obwohl ich versuche, meine Termine bestmöglich zu managen, scheitere ich immer wieder daran, mir Zeit freizuschaufeln.

Ich seh das schon ein – wenn man Zeit haben will, dann muss man sie sich nehmen und kann das auch. Das merkt jede*r in Ausnahmesituationen: wenn man frisch verliebt oder total niedergeschlagen ist, wenn man gebraucht wird, wenn man krank ist, wenn große Ereignisse (ob Hochzeit oder Todesfall) eintreten…. etc.

Nur alles auf das “böse Internet” und seine Prokrastinations-Möglichkeiten zu schieben, ist sicher nicht die Lösung, wie es auch im verlinkten Artikel anklingt. Aber es ist oft ein selbstbestimmter Stress. Man will ja auch was zu tun haben. “Damit man merkt, dass man lebt!”, hat mal wer zu mir gesagt. Sicher auch, um sich “wichtig” zu fühlen. Denn, auch das ist im Artikel angerissen, wer viel Freizeit hat, gilt heutzutage schnell als beruflich erfolglos und/oder sozial verarmt.

So ist wohl auch mein Fazit das des Artikels: Wer mehr Freizeit will, muss sich diese selbst schaffen. Schließlich muss man manchmal auch nur auf der Couch liegen – dieses Bedürfnis hatte ich früher kaum, aber nun immer mehr, je näher ich der 40 rücke. So muss man einfach auch mal was absagen und Verständnis dafür entwickeln, wenn das andere auch tun (jaja, erinnert mich ruhig dran. Aber nicht wenn ich Geburtstag feiere oder so, gell?).

 

PS:  Liebe fellow 30-40-Jährige, Stress hin oder her, wie kriegen wir das mit der Rollenverteilung und Gleichberechtigung denn nur hin? So kann es ECHT nicht weitergehen:

Stichwort Rollenverteilung: Nur knapp ein Drittel der 30- bis 40-Jährigen bevorzugt laut der Studie die klassische Aufteilung zwischen Mann und Frau. Doch in 73 Prozent der jungen Familien arbeiten Mütter in Teilzeit oder bleiben ganz zu Hause. Das traditionelle Familienbild herrscht noch vor, neue Rollenerwartungen kommen nur verzögert in der Realität an.

Eine gleichberechtigte Aufteilung, wie sie sich knapp 60 Prozent wünschen, leben gerade einmal 18 Prozent.

PPS:  Nee, ich hatte KEINE Zeit, nun auch noch ein schönes Bild für diesen Post zu suchen. 😉

PPPS: Du hattest Zeit, das hier alles zu lesen? Vielmehr: du hast dir die Zeit dafür genommen? Wie toll! DANKE!

3 Kommentare

  1. Hab es gelesen, bis ganz unten ;).

    Eines hab ich gelernt: Wenn ich krank bin, bin ich krank, mein Körper braucht dann eine Pause. Als Freiberufler heißt das auch ganz hart: Kein Verdienst an diesem Tag. Aber wenn man sich immer krank zur Arbeit schleppt und sei es “nur” im Homeoffice, dann rächt sich das, die Erfahrung hab ich gemacht.

    Beim Putzen geht es mir übrigens wie Dir. Ich mach’s aber auch wieder ganz alleine dreckig, ist gar kein Problem :D.

  2. Habs auch bis unten gelesen und ich finde es wunderbar. Auch wenn ich bereits über 40 und nicht gestresst bin (zumindest meistens nicht ). Das Leben ist schön!

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