Überarbeitet.

Ich bin mir nicht sicher, ob Burnout die Steigerung von Überarbeitung ist, nur ein neues Wort dafür oder ganz etwas anderes. Jedenfalls würde ich mich nicht als ausgebrannt bezeichnen, überarbeitet gefühlt habe ich mich aber durchaus in den vergangenen Wochen.

Daran ist man vornehmlich selbst schuld, das ist nicht von der Hand zu weisen. Mit einem ordentlichen Workload kann ich an sich ganz gut umgehen, wenn es beispielsweise phasenweise mehr zu tun gibt und es dann wieder etwas abflaut. Dieses Abflauen trat aber nun schon länger nicht mehr auf und zur vielen zu erledigenden Arbeit kam bei mir eine äußerst unangenehme und hartnäckige Kieferhöhlenentzündung dazu, die mich zu einer Woche Arbeitspause zwang. Diese Pause nutzte aber herzlich wenig, da sich die Arbeit in der Zeit weiter auftürmte und ich dann – immer noch angeschlagen – noch viel mehr zu tun hatte.

Man bekommt dann gutgemeinte Ratschläge von lieben Mitmenschen, die sicher auch alle Recht haben. Man solle doch einfach was liegenlassen, einfach Anfragen nicht beantworten, einfach anders priorisieren, einfach auch mal etwas an die Wand fahren lassen. Oh, wenn das so einfach wäre!

Dem steht nämlich diametral mein Verantwortungsbewusstsein gegenüber. Von Arbeitgeber*innen wie sonstigen Mitmenschen wird Verantwortungsbewusstsein gleichermaßen als positive Eigenschaft beschrieben. Es kann aber auch zur Bürde werden. Arbeitgeber*innen wie Mitmenschen wissen, dass sie sich auf eine*n verlassen können und man kann es ihnen schwer vorwerfen, wenn sie dies auch tun.

In meinem Job gibt es eine Vielzahl an Tätigkeiten, die in unserem kleinen “Laden” nur ich ausführe oder zu denen nur ich die entsprechenden Kenntnisse habe. Sicherlich ist jeder Mensch ersetzbar, unternehmerisch ist es allerdings vielleicht eher ungeschickt, dass so viel an mir hängt. Doch dies zeichnet kleine Unternehmen nun einmal aus, personell ist hier nicht mehr drin – im sozialen Bereich finanziell gleich gar nicht.

Mich hat diese Situation in den letzten Wochen an meine Grenzen gebracht. Ich wollte und will nichts liegenlassen oder an die Wand fahren. Das erlaubt mein Verantwortungsbewusstsein nicht, dazu steht gewissermaßen mein Name auf all dem, was passiert oder nicht passiert. Ich möchte keine unzufriedenen Kund*innen, ich will einen richtig guten Job machen und mit diesem Job etwas erreichen.

Doch habe ich in dieser Situation deutlich gespürt, dass ich mir und meinem Körper zuviel zugemutet habe. Etwas, das ich vorher immer für mich ausgeschlossen hätte – denn ich habe schließlich auch ein Verantwortungsbewusstsein mir selbst gegenüber. Scheinbar ist dies aber kleiner als das meinem Job gegenüber, das gibt mir zu denken und sollte sicher nicht so sein.

Gut, wenn man Menschen um sich hat, die einen dann zur Seite nehmen und kritisch hinterfragen, ob man nicht doch mal das eine oder andere hinten anstellen kann. Auch wenn das nicht einfach ist, möglich muss es doch sein. Niemand hat etwas davon, wenn man nicht auf sich schaut. Das Ganze war eine sehr anstrengende, aber auch lehrreiche Erfahrung für mich. Ich hoffe, es in Zukunft gar nicht so weit kommen zu lassen. Ich verstehe jetzt ein bisschen besser, wie es Leuten gehen muss, die nicht “nur” überarbeitet sind, sondern total ausgebrannt, da ich den Anfang des Weges dorthin vielleicht gesehen habe.

Vor mir liegen jetzt drei Wochen Urlaub, und das ist gut so!

So clap your hands if your working to hard…

 

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