Wahlverwandtschaft.

Es gibt so Momente, wo ich wieder ganz genau weiß, warum ich die Branche gewechselt habe.
Gestern war so einer. Ich war zum Beratungsgespräch bei einer Familie. Doch es war eine besondere Familie, wie sich schnell herausstellte. 

Die Großmutter hatte die Mutter des Jungen, um den es bei meinem Besuch ging, vor 7 Jahren adoptiert – und mit ihr die ganze Familie.

Kennengelernt hatten sie sich vor 15 Jahren in einem Asylbewerberheim, wo die Familie nach ihrer Flucht untergebracht war und wo die Großmutter ehrenamtlich arbeitete. Sie spürten schnell eine besondere Verbundenheit – über alle sprachlichen und sonstigen Barrieren hinweg.

Die deutsche Frau half der Familie aus dem Kosovo mit Behördenangelegenheiten, beim Aufbau der Firma des Vaters, eines Lebens in Deutschland, kümmerte sich um die neu gewonnenen “Enkelkinder”, und adoptierte die Mutter schließlich. Zusammen kauften sie dann ein Haus, das sie jetzt zusammen bewohnen. 

Jetzt ist die Großmutter weit über 80 und hat eine Krebsdiagnose. Die Familie ist jetzt für sie da, kümmert sich um sie, fährt sie zum Arzt. Ohne die Bekanntschaft und Wahlverwandtschaft wäre die alte Dame jetzt im Altenheim – sie hat selbst keine Kinder und ist Witwe.

Irgendwann sei es eben an der Zeit zu gehen, sie könne sich nicht beschweren, sagte sie mir. Aber vorher möchte sie noch alles gut geregelt kriegen, damit es ihrer Wahlfamilie gut geht. Denn sie verstehen sich besser und stehen sich näher als manche Blutsverwandte…

Das alles hat mich sehr berührt. Hinzu kam noch, dass die alte Dame mich sehr an meine Großmutter erinnerte. Ich hoffe, wir können noch etwas für den Enkel und die Familie erreichen, bevor sie gehen muss… Diese beeindruckende Frau.

Bloggen.

Achtung, ganz wild: es folgt ein Blogpost übers Bloggen.

2006 hab ich mit dem Bloggen begonnen. Inspiriert (bzw. geradezu gezwungen) durch den Blog von Miriam Meckel (www.miriammeckel.de), wo wir wilde Zeiten erlebt und lustige Menschen kennengelernt haben. Aron, Schnutinger und Cate sind mir immerhin als Freundinnen bzw. Facebook-Kontakte geblieben – das war und ist schön!

Bis 2012 hab ich dann, in abnehmender Intensität, gebloggt. Dann hat wohl Facebook die Überhand gewonnen. Aber das ist mittlerweile irgendwie auch mehr eine News- und Veranstaltungsplattform. In letzter Zeit nehme ich zumindest Blogs wieder mehr wahr, z.B. diesen hier von einem Kollegen meiner Frau: www.herr-rau.de oder den von der Tochter einer Freundin goldenvibes.de (Was die jungen Leute alles so machen… :-)). Und einige andere… Blogroll folgt sicher auch noch irgendwann.
Das hat mich dann wieder auf den Geschmack gebracht.

Warum überhaupt Bloggen? Es gibt ja alle möglichen Arten von Blogs, politische, berufs- oder hobbybezogene, Mode-, Food-Blogs, etc. Meiner gehört zur Sparte: belangloser Blog, mehr so für mich. Das merke ich jetzt auch bei meinem alten Blog bettebloggt.blogspot.de – der ist ein schönes Tagebuch/Erinnerungsstück für mich. Gelesen hat das alles damals schon kaum wer und heute wohl auch nicht. Wobei ich mich natürlich über Leser*innen (und Kommentierer*innen) freue, keine Frage. Ob nun hier oder bei Facebook  – wo doch noch eher kommentiert wird, die Hürde ist wohl niedriger (weniger die des Imports der Kommentare hierher: ein wirklich funktionierendes Plugin suche ich noch). Aber ich habe keinen Anspruch und keine Ambitionen diesbezüglich.

Das also zur Frage nach dem “Warum” – die Antwort lautet: “Warum nicht?!”. Dazu kommt, dass ich immer schon gern geschrieben, mich immer schon gern mitgeteilt habe. Wie lange ich nun dabei bleibe, das weiß ich auch nicht. Aber immerhin lohnt sich nun die Domain-Registrierung mal, nachdem der Plan A (eine andere Bettina wird super-berühmt und kauft mir die Domain für viel Geld ab) bisher nicht aufgegangen ist.

Ach so, die Zeit dafür habe ich natürlich eigentlich überhaupt nicht, das versteht sich hoffentlich von selbst. Aber: so ein Smartphone macht es leichter, bspw. bei der S-Bahnfahrt. Außerdem macht es grad Spaß und dafür muss man sich die Zeit nehmen. Last but not least, ganz wichtig, damals wie heute:

Procrastination isn’t the problem, it’s the solution. So procrastinate now, don’t put it off. (Ellen DeGeneres)

 

Übrigens…. Über WordPress kann ich noch ganz viel lernen. Es wird hier vielleicht auch schöner mit der Zeit… 🙂

Eilmeldung.

Freitagabend in München… kein Abend wie jeder andere.

Den Nachmittag habe ich im Münchner Rathaus verbracht, bei der Vollversammlung des Behindertenbeirats inkl. Wiederwahl des Behindertenbeauftragten. Das ging so bis 17:00 Uhr, danach noch Umtrunk… Über WhatsApp hatten Freunde vermeldet, dass sie beim Bierfest zur 500-Jahr-Feier des Reinheitsgebots sind, also beschloss ich, da noch vorbeizuschauen, bevor ich heimradeln wollte.

Wir saßen also am Wittelsbacher Platz, grad nett war’s, Stimmung gut, Bier fein. Da erreichten uns die Eilmeldungen übers Smartphone: “Schießerei am OEZ”. Mehr war ja zunächst nicht bekannt, also blieben wir auch einigermaßen ruhig, holten uns noch ein Bier… Doch dann kamen immer mehr Eilmeldungen, von Toten und mehreren Tätern war die Rede. Es war mittlerweile 19:00 Uhr, wir trennten uns – die Freunde wollten noch bleiben, auf dem Fest was essen und noch ein paar Biere probieren. Ich machte mich per Fahrrad auf dem Heimweg. Zunächst noch ganz ruhig, aber als dann ein Polizei-Mannschaftswagen nach dem anderen mit Sirenen und Blaulicht die Marsstraße Richtung Hauptbahnhof/Stachus runterjagte, über mir die Hubschrauber kreisten und Menschen mit ängstlicher/panischer Miene die Straße entlanghasteten, wurde mir ordentlich mulmig. Ich rief gleich nochmal zu Hause an, alle waren schon in der Wohnung… und trat ordentlich in die Pedale!

Daheim dann gleich vor den Fernseher… ewige Sondersendungen zu Quasi-Nullmeldungen. Denn viel war ja noch nicht bekannt. Aufgeregte Moderatoren, aufgeschreckte Reporter… einziger Lichtblick der besonnene Polizeisprecher. Über WhatsApp und Facebook kamen Anfragen, ob wir okay sind. Auf einmal gehörten wir auch zu denen, die die Facebook-Sicherheitsfunktion nutzten und sich als “sicher” markierten. Eher old-school hab ich meinen Vater angerufen, um ihm zu sagen, dass wir in Sicherheit sind… Die Nachbarn schauten nach uns und wir nach ihnen, wir rückten alle näher zusammen. Vor die Tür trauten wir uns nicht mehr, solange es hieß, es könnten noch Täter unterwegs sein. Die Freunde blieben natürlich auch nicht auf dem Bierfest, wollten aber lieber nicht U-Bahn fahren, liefen also die Isar entlang, um dann zunächst bei anderen Freunden Unterschlupf zu finden.

All das war ganz eindeutig: Terrorangst. Denn eigentlich, und das wurde mir dann erst so richtig bewusst, warten wir doch nur darauf, dass es nun auch bei uns passiert. Gut, wir hätten vielleicht eher mit Berlin-Mitte oder dem Oktoberfest gerechnet und nicht mit dem OEZ. Aber trotzdem war der Gedanke sofort: IS-Terroranschlag. Nun also auch bei uns. Nicht weit weg wie sonst. Auch wenn sich all das dann als falsche Spekulationen herausgestellt hat und es sich “nur” um Amok handelte (was ja keineswegs besser ist), ist es doch interessant zu sehen, wie wir mittlerweile auf Terror eingerichtet sind. Und wie wir durch die sozialen Netzwerke und News-Apps sofort alarmiert sind – was bestimmt Segen und Fluch ist.

Hier besonnen zu bleiben, nicht in Panik zu verfallen, der Angst nicht diese Macht zu geben… das wird die Aufgabe der nächsten Zeit werden.
Gut hat mir dieser Artikel dazu gefallen:
http://www.sueddeutsche.de/politik/terror-angst-in-muenchen-wir-brauchen-mut-und-aufklaerung-1.3092053

Viel.

Manchmal kommt dann ja doch so eine überraschende Nachricht von einer Freundin, von der man schon länger nichts gehört hat – und worüber man sich ehrlich freut.

Heute war es eine SMS mit netten Grüßen und kurzem Lagebericht. Daran angeschlossen, vor der Verabschiedung, nur zwei Worte: “Ansonsten… viel!”

Wie gut hab ich das verstanden. Nicht nur, weil ich die Situation der Freundin ein wenig kenne und mir in etwa vorstellen kann, was hinter den zwei Worten steckt.
Auch weil es mir auch oft so geht… “Ansonsten… viel!” Zu viel, um es in eine Kurznachricht zu packen. Zu viel, um es in Worte zu fassen. Zu viel, als dass es für einen selbst durchdringbar ist. Manchmal auch zu viel, um es jemandem zumuten zu wollen.

Wir kennen dieses “viel” doch alle. Und dennoch geben so viele vor, alles wär so easy und würde nach Plan laufen. Das ist schade. Denn jede/r hat doch Verständnis für diesen Zustand.
Die Frage ist nur: sind wir nun, zwischen 35 und 45, in der “Ansonsten… viel!”-Lebensphase? Sprich, vergeht das wieder?? Oder bleibt es dabei? Ich fürchte es ja fast. Also lohnt es sich, sich darüber auszutauschen und sich beizustehen. Es braucht Mut, Scheitern und Schwierigkeiten einzugestehen – aber es bringt uns einander näher.

Especially at night
I worry over situations that
I know will be alright
It’s just overkill
Day after day it reappears
Night after night my heartbeat shows the fear
Ghosts appear and fade away

Koopkurrenz.

Heute hab ich in einer Fachzeitschrift mal wieder ein neues Wort gelernt: Koopkurrenz.

Im sozialen Bereich ist diese Koopkurrenz offensichtlich gar nicht so unüblich: ein anderes Unternehmen ist Mitbewerber, aber dennoch muss oder will man kooperieren. Weil ja alle für “das Gute” im Einsatz sind, wahrscheinlich.

Ich fand die Definition und das Benennen der Situation jedenfalls interessant.
In der Realität erlebe ich es eher so, dass man sich gegenseitig versichert, wie gut man doch zusammenarbeitet, um im Hintergrund doch rivalisierende Konkurrenzgedanken zu haben. Dann ist’s vielleicht besser, das Kind direkt beim Namen zu nennen.