Corona-ABC.

Fahrrad, Bier und Virus

A. Allgemeinverfügung
Ein Dauerbrenner bei mir in der Arbeit im Moment: was steht drin, wie lange gilt’s, wer versteht’s, was ist missverständlich/falsch/schwierig… da ist man gut beschäftigt. Und gerade in den ersten Wochen wurde so eine Allgemeinverfügung gern auch am Freitagabend oder Wochenende veröffentlicht, um dann am Montag in Kraft zu treten.

B. Balkonbier
In der Krise ist man froh über den Balkon, noch froher über Bier. Sehr gefreut haben wir uns über alle Balkonbesucher*innen, die es sich zum Teil mit Stühlen und Getränken in unserem Innenhof-“Vorgarten” bequem gemacht haben, um sich mit uns auf Distanz zu unterhalten.

C. Corona
Bisher nur eine Bier- und wohl auch Fahrradmarke. Nun also ein Virus mit globaler Pandemie, die in die Geschichte eingehen wird. Ich habe trotzdem kein Corona getrunken seitdem, das Beste daran war doch immer schon nur die Limette.

D. Distanz
Am Anfang, direkt nach der ersten Ausgangsbeschränkung, war es noch einfach: Abstand zu allen, war die Devise. Schwierig wird es jetzt, mit den ersten Lockerungen: Wen trifft man, bei wem hält man Abstand, bei wem nicht? Traut man sich wieder, einander zu umarmen? Gerade, wenn man ein Mensch ist, der gerne Nähe zu anderen mag, ist es wirklich herausfordernd, sich jetzt richtig zu verhalten.

E. Elternzeit
Einerseits echt großes Pech, dass die Elternzeit meiner Frau genau in die Coronazeit fällt. Babygruppe, Rückbildung – all das findet im Moment nur online statt, auch die Ausflüge in den Park und Biergarten waren zunächst kaum möglich. Die Schwiegermutter konnte nicht kommen und so war meine Frau nach nur einer Woche im Wochenbett tagsüber allein zuständig für zwei Kinder, während ich im Homeoffice arbeiten musste.
Andererseits auch großes Glück – dass unser Sohn nicht in die Kita gehen kann, hätte uns in eine arge Bredouille gebracht, wenn meine Frau auch hätte arbeiten müssen. Meine Elternzeit steht noch bevor und ich hoffe, dass sich bis dahin alles ein wenig beruhigt hat.

F. Facebook-Challenges
Vielleicht ist es nur ein Gefühl, aber die Facebook-Challenges haben auch Fahrt aufgenommen in der Coronazeit, finde ich. Ich weiß es gar nicht mehr genau, aber ich bin mittlerweile nominiert, Powerfrauen-Fotos von mir zu posten, beste Musikalben, Bücher… Ich sag es jetzt hier ganz ehrlich: Ich komm einfach nicht dazu und werd es wohl einfach sein lassen. Sorry. Wir gehören gerade nicht zur Langeweile-Fraktion, eher könnte der Tag 48 Stunden haben.
Witzigster Challenge war keiner über Facebook, sondern über WhatsApp, wo man sich dabei filmen musste, wie man sich gerade einen ordentlich hinter die Binde kippt. Da haben interessanterweise auch alle von mir Nominierten mitgemacht und den ausgeschriebenen Kasten Bier hab ich somit nicht bekommen.
Ach ja, und vielleicht sagt mir mal wer die Wahrheit: Ist das mit dem Brotbacken auch ein Challenge? Oder warum machen das auf einmal alle? Schaut jedenfalls gut aus… wenn ich irgendwann also mal wieder Zeit habe, probiere ich das auch mal.

G. Gruppen
…gibt es gerade nicht mehr. Höchstens noch Grüppchen. Für die Lockerungen sind dann relativ beliebige Zahlen festgelegt – man darf sich bspw. zu zehnt treffen. Das gaukelt etwas vor, das es leider nicht gibt: Sicherheit vor der Ansteckung.

H. Homeoffice
Segen und Fluch. Die Grenze zwischen Privatleben und Arbeit verschwimmt… Dafür fällt der Arbeitsweg weg. Man kann mit der Familie zu Mittag essen, auf dem Weg zum Klo auch mal sein Kind in den Arm nehmen. Aber wenn man in einer Videokonferenz ist, und der Kleine an die Tür klopft und ruft, und man kann nicht darauf reagieren, wird es einem schon ganz schön schwer ums Herz.

I. Isolation
Sehr isoliert haben wir uns gar nicht gefühlt. Wenn gerade ein Baby auf die Welt gekommen ist, tanzt man sowieso nicht auf allen Hochzeiten, sondern verbringt viel Zeit zu Hause.

J. Jobrad
Darum hab ich mich leider immer noch nicht gekümmert, aber mein Plan ist es, mir über JobRad ein E-Bike zu leasen. Damit kann ich dann den Arbeitsweg zurücklegen, wenn wir wieder vom Büro aus arbeiten, dachte ich mir. Den Gedanken an die (überfüllte?!) U-Bahn finde ich nämlich gerade nicht sehr prickelnd. Zwei Kinder im Fahrradanhänger transportieren sich außerdem mittelfristig motorisiert sicher leichter.

K. Konzert
Eigentlich bin ich leidenschaftliche Konzertgängerin. Seit wir Kinder haben, ist das natürlich rapide weniger geworden. Doch nun gibt es gar keine mehr, das ist schon dramatisch, v.a. wenn man mitbekommt, wie es den Künstlern*innen damit geht. Unterstützenswert sind daher die Online-Konzerte, von denen wir schon ein paar genossen haben – zum einen von unserer Lieblings- (und Wohnzimmer-)Sängerin Toby, zum anderen auch die Covid19-Benefiz-Konzerte der WHO, oder auch mal Melissa Etheridge, die täglich auf Facebook live gesungen hat.

L. Landleben
Ich bin ein totales Stadtkind und wehre mich schon, wenn es nur darum geht, vielleicht irgendwann mal am Stadtrand zu leben. Aber in der Corona-Krise habe ich zusätzlich die Stadt-Krise bekommen. Zu viele Menschen waren und sind unterwegs, ständig muss man sich ausweichen, die Gehwege zu eng, die Supermärkte zu voll, vorm Bäcker ist eine Riesenschlange. Wie schön muss es doch sein, in einem verschlafenen Dorf zu leben, dachte ich mir da manches Mal. Gerettet aus der Stadt-Krise hat mich, dass mein Vater uns sein Auto geliehen hat (wir brauchen in der Stadt ja keines, war immer meine Devise – aber nun wollten wir natürlich nicht mit Bus oder Bahn fahren, und das Baby ist noch zu klein fürs Radl). Mit dem Auto können wir raus aufs Land, wenn es hier zu eng wird. So ein kleiner Ausflug reicht dann auch. Ich bleibe Stadtkind.

M. Mundschutz
Das Modeaccessoire des Jahres 2020. Vielleicht auch ganz gut, Schals haben wir ja nun echt durchgespielt. Spaß beiseite, wir sind sehr dankbar für all die fleißigen Näherinnen da draußen, die uns ausgestattet haben!

N. Notbetreuung
Notbetreuung gibt es für uns nicht, da meine Frau in Elternzeit ist. Es ist auch eine zweischneidige Sache – man hat Angst vor der Ansteckung über die Kita (das Kind hatte nicht mal einen Schnupfen, seit es nicht mehr in die Kita geht), andererseits würde man es den Kleinen so sehr wünschen, dass sie wieder zusammen spielen dürfen – und sich selbst auch mal eine Kinderpause…

O. Oh oh
Ob das nun mit Corona zu tun hat, wissen wir nicht. Aber unser älterer Sohn lernt gerade sprechen und sagt sehr gerne (auch in den richtigen Situationen und mit der richtigen Intonation) “Oh oh” – das bringt uns sehr oft zum Lachen.

P. Pandemie
Auch so ein Wort… Epidemie, das hat man vielleicht noch verwendet. Aber Pandemie fand sich wohl eher im passiven Wortschatz. Ich bin sehr gespannt, was Wort und Unwort des Jahres wird, wo es doch so viele neue Begriffe gibt. Systemrelevant rangiert da sicher auch recht weit oben.

Q. Quarantänemähne
Wir hatten defintiv eine ordentliche Quarantänemähne, es ging soweit, dass wir Spängchen und Haargummis kaufen mussten.
Durch den guten Draht zu unserer Friseurin kamen wir gleich Anfang Mai in den Genuss eines Haarschnittes, zum Glück.

R. Reisebeschränkungen
Für Anfang Juli haben wir zum dritten Mal einen Flug für die Schwiegermutter gebucht und sind mal gespannt, ob er dieses Mal nicht gecancelt wird. Immer noch sind wir unsicher, wann wir nach England fliegen sollen. Hier eine verantwortungsbewusste Entscheidung für sich, die Kinder, und die älteren Verwandten zu treffen, ist gar nicht so einfach.

S. Selfie
Was macht man, wenn man Nachwuchs bekommt? Familienfotos! So gern hätten wir auch wieder ein professionelles Shooting gemacht, aber auch das fiel ins Wasser. Nun gibt es also einige Selfies von uns vieren, der Arm hätte länger sein können und dass alle nett und mit offenen Augen in die Kamera blicken, ist wirklich nicht selbstverständlich…

T. Telefon
Die Möglichkeit, sich wenigstens übers Telefon auszutauschen und nahe zu sein, ist gerade jetzt unbezahlbar. Vor allem die FaceTime-Telefonate mit den Großeltern sind sehr wichtig und werden auch regelmäßig von unserem Sohn eingefordert.

U. Urlaubsplanung
Wir haben bisher unsere Urlaube immer eher kurzfristig geplant. Nur für dieses Jahr hatten wir schon mit viel Vorlauf gebucht… passenderweise Italien! Ob das nun im September klappt, wird man sehen. In der Ferienwohnung im Agriturismo kann man sich an dieselben Abstandsregeln halten wie hier und im Ristorante kann man normalerweise auch draußen sitzen.

V. Vierzig
Auch der vierzigste Geburtstag meiner Frau fiel in die Coronazeit, also gab es kein Grillfest, wie eigentlich geplant. Auch die Tage in einem Allgäuer Hotel mussten wir verschieben. Dafür finden diese nun hoffentlich zum Hochzeitstag statt und zum Geburtstag gab es jede Menge tolle Videobotschaften von Freund*innen, Bekannten und Verwandten, die ich zu einem über einstündigen Film zusammengebastelt habe. Also etwas das bleibt, für die nächsten 40 Jahre.

W. Wocheneinkauf
Corona sei dank – wir schaffen endlich mal den großen Wocheneinkauf, den wir uns schon immer vorgenommen hatten. Wir setzen uns, entsetzlich spießig, hin und stellen einen Essensplan für die Woche zusammen, für den dann eingekauft wird. So müssen wir nur einmal in der Woche Geschäfte betreten und haben noch dazu im Blick, wieviel Geld wir für Lebenmittel ausgeben. Bye bye, convenience shopping!

X. X
Mit einem X aus Klebefolie wird nun in manchen Außenbereichen von Restaurants signalisiert, dass man an einem Tisch nicht sitzen darf, weil man den für den Abstand freihalten muss. Ob das immer die 1,5 Meter sind und ob das wirklich funktioniert? Die Idee, in München die Restaurant-Freiflächen zu vergrößern, indem man Parkplätze opfert, finde ich super.

Y. Yoga
Die wöchentliche Yogastunde fehlt mir sehr, der große Vorsatz ist es, nun regelmäßiger online Yoga zu machen. Allein eine halbe Stunde macht wirklich einen Unterschied- im Homeoffice viel am Schreibtisch zu sitzen, ist genauso rückenschädlich wie im Büro.

Z. Zoom
Ob nun GoToMeeting, Houseparty oder Zoom, wir haben schon ein paar ganz nette Online-Zusammenkünfte erlebt. Auch wenn es kein Ersatz für das echte Zusammentreffen ist, so ist es doch eine schöne Möglichkeit, sich zu sehen. Allerdings auch anstrengend. Und nicht empfehlenswert an Tagen, an denen man schon 2-3 Videokonferenzen für die Arbeit hatte.

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