Endspurt.

Falls ihr es noch nicht wusstet: ich bin momentan besonders schützenswert!
In etwa vier Wochen erwarten wir nämlich ein Baby, so gilt bereits der Mutterschutz und ich muss seit zwei Wochen nicht mehr arbeiten. Da bin ich froh über die deutschen Gesetze, in der Schweiz ist z.B. nicht zwingend Mutterschutz vorgesehen – hier müssen sich die Frauen krankschreiben lassen, wenn sie zu Hause bleiben wollen. Auch wenn es mir zum Glück die ganze Schwangerschaft hindurch schon gut geht (ich musste mich nicht einmal übergeben!), würde ich mich nun auch nicht mehr für besonders leistungsfähig halten. So langsam wird alles schon recht beschwerlich mit dem Riesenbauch (Schuhe zubinden gehört da definitiv dazu!). Ich schaffe schon zu Hause nur die Hälfte von dem, was ich mir für den Tag vorgenommen habe, da ich doch immer wieder ein Päuschen brauche.

Die Schwangerschaft erlebe ich im Grunde täglich mit Staunen. Was der Körper da leistet, was da automatisch abläuft und entsteht, das ist schon Wahnsinn. Man selbst kommt sich oft eher wie eine Beobachterin von außen vor, es geschieht mit einem und man hat wenig Einfluss darauf. Gerade jetzt in den letzten Wochen, wo die Bewegungen sehr gut spürbar sind, wo der kleine Mensch in mir nicht nur tritt und boxt, sondern auch mindestens 2x am Tag Schluckauf hat, was sich in regelmäßigem Pochen äußert und uns immer wieder zum Schmunzeln bringt.

Aber zurück zum Anfang: denn so ganz “automatisch” funktionierte das in unserem Fall logischerweise nicht. Kein “Oops, ich bin schwanger”, sondern ein lang und gut geplanter Prozess führte zur Schwangerschaft. Wir haben das Glück, dass uns ein sehr guter Freund bei unserem Kinderwunsch mit dem “Wesentlichen” unterstützte, das uns als zwei Frauen fehlt. Außerdem gibt es seit einem guten Jahr in München auch ein Regenbogenfamilienzentrum, bei dem wir uns viele Ratschläge und Informationen holen konnten. Wir haben unglaublich viel Zeit und Energie in die Entscheidung investiert, in all die Fragen und Ängste, die diese so mit sich bringt, und in die Bürokratie, die das Ganze begleitet.

Schließlich ist das Baby nach der Geburt nicht automatisch rechtlich das Kind meiner Ehefrau und mir, wie das bei einer heterosexuellen Ehe der Fall ist, gleichgültig, ob hier der Ehemann der biologische Vater ist oder nicht. Genau wie Hetero-Ehepaare haben wir uns als Paar zur Familiengründung entschieden. Wenn diese eine Samenspende in Anspruch nehmen müssen, ist das Kind automatisch rechtlich das Kind beider Eheleute und es ist keine Stiefkindadoption nötig. Hier gibt es noch großen Nachholbedarf in der Gleichstellung homosexueller Paare.
Seit über einem Jahr prüft die Bundesregierung entsprechende Vorschläge einer Expert*innenkommission, die eine Reform des Abstammungsrechts empfehlen (siehe bspw. https://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2017-07/abstammungsrecht-reform-ehe-fuer-alle-bundesjustizministerium), aber es ist nicht absehbar, wann und ob diese umgesetzt werden.

Also bleibt uns nur der Weg der sogenannten “Stiefkindadoption”. Der biologische Vater des Kindes verzichtet auf seine Rechte, ich spreche ihn von seinen Verpflichtungen frei – diese müssen dann aber von meiner Ehefrau sofort übernommen werden, da ist der Staat freilich schon so weit.  Acht Wochen nach der Geburt kann meine Frau die Stiefkindadoption beantragen, bis diese umgesetzt ist, kann es ein halbes bis ein Jahr dauern. In der Zwischenzeit gelte ich als alleinerziehend, während meiner Frau lediglich ein “kleines Sorgerecht” zusteht. Für die Entscheidung des Familiengerichts, ob dem Antrag auf Adoption stattgegeben wird, findet tatsächlich dann auch noch ein Besuch des Jugendamts zur Prüfung bei uns statt. Auch wenn das -hoffentlich- eher eine Formsache sein sollte, stellen sich bei mir alle Nackenhaare auf ob dieser Ungerechtigkeit. Mal ehrlich, sollte das Jugendamt seine gesamten Ressourcen nicht lieber für Fälle einsetzen, wo wirklich eine Gefährdung des Kindeswohls vorliegt oder vorliegen könnte?

Wie auch immer, der kleine Mensch in meinem Bauch kriegt von all dem zum Glück nichts mit und wird immer in dem Wissen aufwachsen, dass er ein absolutes Wunschkind ist!
Auch wenn das hier sicher kein Muttiblog werden soll, hab ich jetzt schon ein paar Stories in petto, die ich in der nächsten Zeit mit euch teilen mag. Nur wie gesagt, ich schaffe aktuell gerade mal die Hälfte von dem, was ich mir vornehme… 🙂

A blip on a screen
You don’t know me
I think about you
And what you’ll grow to be
(…)
I fix and I plan
but this is just mad
I love you
You’re only a 100 pixels on a scan

The Streets – Blip On A Screen

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