Abzocke.

Nun gibt es ja immer wieder mal Schlagzeilen über die Machenschaften von betrügerischen Pflegediensten, doch dass ich selbst mal zur Aufdeckung von solcher Abzocke beitragen würde, hätte ich nicht erwartet.

Eine Aufgabe in meinem Job ist es, Familien mit Kindern mit Behinderung zu beraten und ich habe hier schon so manch berührende Lebensgeschichte gehört. Manchmal ist es auch erschreckend festzustellen, wie viele Familien gar nicht wissen, was ihnen alles zusteht. Eine Mutter hat mir gegenüber sogar einmal geäußert, bei ihnen sei es doch “gar nicht so schlimm wie bei anderen” und daher wollte sie das Geld der Pflegekasse nicht annehmen.

Dabei kann es wirklich zur Entlastung und Verbesserung der Familiensituation beitragen, die Gelder und Leistungen in Anspruch zu nehmen. Zum Beispiel kann man sich über das “Verhinderungspflege-Budget” (§39 SGB XI) eine stunden- oder auch tageweise Betreuung für den Angehörigen mit Behinderung finanzieren. Es gibt noch ein weiteres Budget, den sogenannten Entlastungsbetrag (§45b SGB XI), über den Familien eine Betreuungs-/Pflegeperson oder auch andere entlastenden Hilfen, z.B. im Haushalt, finanzieren können, wenn diese von einem anerkannten Dienst erbracht werden.

So weit, so gut, aber in allen Details auch ziemlich kompliziert. Noch ein Grund, warum einige Eltern die Leistungen nicht in Anspruch nehmen – sie wollen oder können sich damit nicht (auch noch) auseinandersetzen. Gerne verlassen sie sich also auf den Pflege- oder Familienunterstützenden Dienst, dem sie auch die Abrechnung mit der Pflegekasse überlassen können.

Doch es gibt eben auch Pflegedienste, die dies schamlos ausnutzen. Der betreffende Dienst hat bei einer Familie sämtliche Budgets ausgeschöpft, die es gibt, ohne die entsprechenden Leistungen im abgerechneten Umfang überhaupt erbracht zu haben – und ohne Rücksicht darauf, welche Gelder für welche Leistungen verwendet werden dürfen. Das kam nur zufällig raus, da die Kasse eine unserer Rechnungen dann nicht mehr zahlen wollte, da das Budget aufgebraucht war. Darauf folgte eine durchaus hitzige Kommunikation zwischen der Familie, dem Pflegedienst und mir, wobei mir irgendwann die Leiterin des Pflegedienstes dreisterweise anbot, ich könne ihr eine Rechnung über den fehlenden Betrag stellen. Darauf ließ ich mich natürlich nicht ein, denn das wäre Betrug. Auch die Familie wollte zum Glück kein falsch abgerechnetes Geld annehmen, woraufhin dem Pflegedienst nichts anderes übrig blieb, als der Kasse die Gelder zurückerstatten. Doch nicht ohne auch noch zu versuchen, Kosten über das Kurzzeitpflege-Budget abzurechnen, um so zu Geld zu kommen – ohne hierfür überhaupt eine Lizenz zu haben. Unglaublich, aber natürlich wurde dieser Antrag seitens der Pflegekasse abgelehnt.

Nun ist der Korruptionsbeauftragte der Pflegekasse an der Sache dran und ich bin ein klein bissl stolz. Ich weiß, mit wie viel Widrigkeiten Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen zu kämpfen haben und finde es wirklich himmelschreiend, wenn sich Pflegedienste hier auf betrügerische Art bereichern wollen!

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