Trolle.

“Don’t feed the troll.” Was im Internet gilt, sollte auch im echten Leben gelten.

Online tummeln sich leider jede Menge vermeintlich “mutige” Menschen, die anonym selbsternannte Wahrheiten aussprechen, rumpöbeln, provozieren und schlechte Stimmung verbreiten. Ihnen soll man kein Material liefern, sie nicht füttern mit “Munition” (also mit Gegenargumenten), um sie nicht anzustacheln in ihrer Hassrede und ihrer irrationalen Argumentation. Idealerweise werden sie schlichtwegs ignoriert und ihnen so der Nährboden der Aufmerksamkeit entzogen, die sie ja mit ihren Kommentaren auf sich lenken wollen.

Doch wie sieht es mit den “Trollen” im echten Leben aus? Davon gibt es ebenfalls jede Menge – zum Beispiel die anstrengende Spezies, die grundsätzlich in einer Diskussion die Gegenposition einnimmt und provoziert, nur um streiten zu können. Oder die jungen Männer (selten auch Frauen) in der S-Bahn, die lärmend, aggressiv und raumeinnehmend den anderen Mitfahrenden die Fahrt möglichst unangenehm machen. Auch hier hat sich eingebürgert, diese Art von Provokateuren nicht zu “füttern”, sondern sie lieber zu ignorieren.

Doch es gibt noch eine weitere, ganz andere Art von “Trollen”, die einem außerdem das Leben schwer machen können: die eigenen negativen Gefühle. Auch hier gilt es, diese nicht zu füttern – mit den entsprechenden Gedanken.
Die indianische Geschichte von den zwei Wölfen illustriert das:

Schweigend saß der alte Indianer mit seinem Enkel am Lagerfeuer. Die Bäume standen wie dunkle Schatten, das Feuer knackte und die Flammen züngelten in den Himmel.
Nach einer langen Weile sagte der Alte: „Manchmal fühle ich mich, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“
„Welcher von den beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen“, fragte der Junge, „der rachsüchtige, grausame Wolf oder der liebevolle?“
„Der, den ich füttere“, antwortete der Alte.   (*Quelle)

Also: Don’t feed the wrong wolf, don’t feed the trolls… Aber wenn das so einfach wäre!

Jede*r kennt diese Gedankenkarussells, denen man sich so wunderbar hingeben kann – ohne dass es eine*n auch nur einen Schritt weiterbringt. Man kann sich in seinen Sorgen wälzen oder sich zum hundertsten Mal die Situation wieder ins Gedächtnis rufen, in der man sich doch besser anders verhalten hätte, dies gesagt oder jenes getan hätte. Und was hilft es? Man verstrickt sich noch weiter in den negativen Gefühlen, kommt auf keinen grünen Zweig und argumentiert im Grunde ähnlich irrational wie die Internet-Trolle. Das einzige was man hiermit jedoch proviziert, ist eine Verschlechterung der eigenen Stimmungslage.

Durch meine Meditationspraxis will ich lernen, besser mit solchen Situationen umzugehen. Den schlechten Gefühlen ihre Nahrung entziehen. Schließlich habe ich es doch in der Hand, wen ich füttere, wem ich meine Aufmerksamkeit schenke, oder?  Diese Erkenntnis klingt nicht sehr tiefgreifend, doch das ist sie. Es geht mitnichten darum, die schlechten Gedanken zu unterdrücken. Vielmehr kann man sie beobachtend wahrnehmen und hinterfragen – stimmt das denn, was ich da denke? Wie kann ich den Gedanken ersetzen? Das braucht viel Disziplin, aber auch Güte sich selbst gegenüber.

Für mich habe ich gemerkt: Innehalten und meditieren kann hier helfen. Andere mögen andere Wege haben, mit den Trollen umzugehen. Wenn also jemand einen Tipp hat, freue ich mich! Zum Glück ist es wie in der Geschichte: die Wölfe kämpfen nur manchmal miteinander, die Trolle sind nicht permanent da. Und es ist gut zu wissen, dass es in meiner Macht liegt, sie zu füttern – oder sie eben am langen Arm verhungern zu lassen.

Man kann nicht alles denken was man fühlen kann
Jeder ist mal ganz allein
Immer wenn ich glücklich bin dann weiß ich schon
Es wird nicht für immer sein

Doch wenn ich mir was wünschen dürfte
Dann wär es der moment
In dem wir nur wir selbst sind
Und jeder sich erkennt…

9 Kommentare

  1. Einen tollen Ansatz den ich, mal mehr, mal weniger gut, verfolge ist, zu versuchen, sich selbst ein Freund zu sein.
    Wenn die negativen Gedanken kommen, sich vorstellen/fragen, wie würde ich reagieren, beträfe es einen Freund und nicht mich?
    Würde ich ihn beschimpfen und niedermachen? Würde ich ihn in den Arm nehmen? Trösten? … Würde ich ihm verzeihen?

    Wenn ich einen Freund in den Arm nehmen und verzeihen würde – warum dann nicht sich selbst auch?

    Sich selbst ein Freund sein.

      1. Ja, klar. Wollte aber die Sätze nicht zu kompliziert gestalten. Und dachte mir, „Freund“ ist für mich einfach der geschlechtsneutrale „Überbegriff“… weißt schon, was ich meine 😉

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