Offline.

Der Vorsatz, im Urlaub weitestgehend offline zu sein, ist das eine. Es dann tatsächlich zu schaffen, das andere. Aber eines nach dem anderen. Warum will ich denn überhaupt offline sein, mag sich die eine oder der andere fragen. Schließlich werben Hotels und Ferienwohnungen (so auch unsere) an allen Urlaubsorten mit “WLAN inklusive”. So kann man zum einen bestens bloggen, Musik hören und sich über den Urlaubsort informieren. Zum anderen kann man über Social Media und Emails auf dem Laufenden bleiben, was zu Hause gerade los ist, was Familie und Freund*innen, Bekannte und Kolleg*innen machen.

Ersteres nutze ich gern, gerade im Urlaub mag ich gute Musik im Ohr und hab vielleicht (je nach Wetter und Laune) Muße zum Schreiben. Letzteres hingegen… nicht so gern. Schließlich bin ich weg und will mal raus sein aus allem. Zugegebenermaßen war das nicht schon immer so – oft bin ich selbst eher unkritisch, was den Gebrauch von Social Media betrifft. Ich habe jedoch einerseits eine diesbezüglich kritische Frau und beschäftige mich andererseits mittlerweile schon eine Weile ein wenig mit dem Thema Achtsamkeit. Also habe ich mein Verhalten hinterfragt. Und ganz ehrlich, es ist schließlich nicht gerade so, dass man Weltbewegendes verpassen würde, wenn man 2-3 Wochen seinen Facebook-Account oder seine Emails nicht checkt.

Noch schlagkräftiger ist allerdings die Tatsache, dass ich spüre, wie gut es mir tut, weniger Zeit mit dem Smartphone zu verdaddeln. Da geht es nicht darum, dass ich in der gewonnenen Zeit höchst intellektuell anspruchsvolle Dinge tue, sondern es geht um einen achtsameren Umgang mit sich und dem Leben. Nur eine Sache tun, bei dieser Sache bleiben, sich voll auf den Menschen gegenüber konzentrieren, sich nicht ständig ablenken lassen, keine Lückenfüller und Übersprungshandlungen zu brauchen, sondern Wartezeiten ruhig und entspannt als kleine Pausen wertzuschätzen.

Anerkannt ist sowas aber wohl nur, wenn man es als “Digital Detox” oder gar “Offline Challenge” deklariert. Dass man im Urlaub heutzutage online ist, wird quasi erwartet. Gern wird (statt Postkarte) ein Bild per WhatsApp mit einer kleinen Nachricht per Copy&Paste an alle verschickt oder täglich die Urlaubsbilder für ordentlich viele Likes auf Facebook gepostet. Da nehme ich mich übrigens nicht aus, das habe ich auch schon praktiziert. Der Urlaub ist dann aber nicht mehr die erwünschte Auszeit von allem, da man weiter interagiert wie im Alltag – mal ganz davon abgesehen, dass eine Postkarte viel persönlicher ist.

Nun machen wir gerade Urlaub in Deutschland und sind somit nicht nur per WLAN, sondern sowieso über das Handy dauer-online, wenn wir wollen. Es hat mich erstaunlicherweise ordentlich Sucherei und Zeit gekostet, mein iPhone so einzustellen, dass ich keine Nachrichten mehr bekomme. Bei Facebook habe ich die Einstellung gar nicht gefunden – also habe ich mich ausgeloggt. Bei WhatsApp habe ich erst in der App nach der Einstellung gesucht, dass keine Mitteilungen mehr kommen – das geht aber nur in den allgemeinen Einstellungen. Die Push-Funktion bei den Emails habe ich abgestellt. Na gut, SMS und Anrufe bekomme ich noch… die SMS lese ich einfach nicht und Anrufe kommen sowieso nur im seltesten Fall.

Irgendwann war ich bei der Sucherei übrigens dann erfolgreich: Unter den allgemeinen Einstellungen kann man die Mitteilungen für alle Apps verwalten. Doch einen Schalter, mit dem man alle an oder alle aus stellen kann, den gibt es nicht. Kann das vielleicht mal jemand entwickeln? Ich wäre dankbar…
Ach so, und diesen Beitrag teile ich dann natürlich erst nach dem Urlaub auf Facebook. Ehrensache.

Analogpunk, Analogpunk
Kein Icon feixt breiter
Kein Emoji so heiter
Analogpunk, Analogpunk
Kein Passwort, kein Code
Du bringst mich um
Den Sleepmode

Judith Holofernes – Analogpunk

 

 

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