England.

Meine Liebe zu England entwickelte sich seit meiner Teenagerzeit. Es muss ca. 1991 gewesen sein, als ich zum ersten Mal dort war – mein Vater flog mit meinem Bruder und mir für ein paar Tage nach London. Ich kann mich nicht erinnern, wie es überhaupt dazu kam, aber es war echt eine große, einmalige Sache – außerdem mein erster Flug, damals noch von München-Riem und mit Besuch des Cockpits während des Flugs, wo der Pilot meinem Bruder und mir ein paar Sachen zeigte. Heute leider undenkbar. Da Latein meine erste Fremdsprache war, war ich damals erst im ersten Englisch-Lernjahr. und nachdem München bekanntlich ein Dorf ist, war ich in jeder Hinsicht schwerst beeindruckt von der britischen Metropole!

Englisch hat mir von der ersten Unterrichtsstunde an Spaß gemacht und der Irlandaustausch in der 9. Klasse trug zu meiner Anglophilie (und meiner Liebe zum Tee, da hatte ich nämlich meinen ersten “Tee-Rausch”) ebenfalls bei. Es folgten ein paar Reisen durch England mit einer Schulfreundin, die praktischerweise Verwandtschaft in Kent hatte, und die erste Backpacker-Reise mit Freundinnen ging wieder nach Irland. Irgendwann stellte sich die Frage, was ich denn studieren könnte, und da war Anglistik naheliegend – es wurde dann Lehramt Englisch/Deutsch draus, damit die Familie (und ich) beruhigt war, dass da hinterher auch ein gescheiter Job folgen würde (was dann nie passierte, aber das ist eine andere Geschichte).

Höhepunkt des Studiums waren mit Sicherheit die 10 Monate als Assistant Teacher an zwei Schulen auf dem Wirral, unweit von Liverpool. Besonders auch wegen der tollen Menschen, die ich da kennenlernen durfte und mit denen ich a hell of a good time hatte, doch natürlich auch wegen der Erfahrung, in einem Land zu leben, das in manchem so anders als Deutschland sein kann. All die kleinen und großen Dinge, die man nur durch Erfahrungen, nicht durch Schule lernen kann, und die einem so den Blick öffnen und den Horizont erweitern.

Wie es das Schicksal so wollte, traf ich dann im Jahr 2007 meine jetzige Frau, die Englischlehrerin wurde UND eine englische Mutter hat – sie fragt mich scherzhaft heute noch manchmal, ob ich sie nur wegen der Verbindung zu England geheiratet habe (of course not, but it certainly helped!). Seitdem bin ich jedes Jahr mindestens einmal in England zu Besuch, bei ihrer Mutter, den Aunties und der weitläufigen Familie, aber auch bei FreundInnen aus meiner Englandzeit. Sie alle haben eines gemeinsam: unglaubliche, herzerwärmende Gastfreundschaft!

Für mich ist Großbritannien immer noch ein Land der Kontraste, in jeder Hinsicht hat es zwei Gesichter. Auch in diesem Urlaub geht es mir wieder so – zur Illustration hier zunächst ein paar Impressionen des Blackpool Pleasure Beach. Hier bekomme selbst ich noch einen Kulturschock – eine Strandpromenade so zuzupflastern mit Achterbahnen und Amüsements, alles ein bisschen heruntergekommen, ein bisschen geschmacklos und zwischendurch auch ein bisschen schäbig und billig. Dazu gehört selbstverständlich viel ungesundes Essen, Süßigkeiten, etc.

Der Kontrast kann kaum größer sein, wenn man sich danach aufs Land begibt, zum Beispiel bei einer Wanderung in den Cotswolds, Südengland. Kleine, pittoreske Städtchen, schöne Wanderwege (mitten durchs Rapsfeld, zu einer alten Mühle), Schafe und Lämmer, die wilden Hecken zwischen den Feldern… Zu deren Bewandtnis kann ich übrigens den auch sonst sehr sehenswerten Dokumentarfilm über Prinz Charles und seine ökologische Mission empfehlen: Der Bauer und sein Prinz. Fun Fact: Der Film ist in Großbritannien verboten!

Die zwei Seiten des Landes und seiner speziellen Inselmentalität werden nun durch den Brexit auf besonders bittere Weise deutlich. 52% haben dafür gestimmt, die anderen 48% müssen die Konsequenzen nun mittragen. Zum Glück nehmen die Briten auch dies mit ihrem bekannten Humor… traurig ist es allemal, für Europa und für Großbritannien, meine zweite Heimat. Aber: Where there’s TEA, there’s hope!

            

 

 

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