Hörstück.

Bei der gestrigen Demonstration zum Weltfrauentag wurde ich von einer Reporterin vom Bayerischen Rundfunk zu meiner Motivation, bei der Demo dabei zu sein, befragt. Keine Ahnung, ob das gesendet wird – hinterher fällt einem ja immer erst ein, was man noch viel besser hätte ausdrücken können. Allerdings weiß ich, wie viel man in der Nachbearbeitung machen und schneiden kann.

Vor einem Jahr verbrachte ich nämlich einige Wochenenden zusammen mit einer sehr netten, bunt gemischten Gruppe im Münchner Stadtmuseum und beim Bayerischen Rundfunk: Gemeinsam erarbeiteten wir verschiedene Hörstücke, die nun auf dem inklusiven Audioguide der “Typisch München”-Ausstellung im Stadtmuseum zu hören sind.

Eine wirklich spannende, interessante und sehr lehrreiche Erfahrung, die ich nicht missen möchte und an die ich gerne zurückdenke. Wirklich herausfordernd fand ich es, aus dem vielen Material, das einem zur Verfügung steht, ein sinnvolles, interessantes und kurzweiliges Kondensat zu kreieren.

Das Thema, das ich zusammen mit einer Frau mit Behinderung bearbeitete, war passender- und nicht ganz zufälligerweise “Bier” und so war ich mit Feuereifer dabei. Ein wie ich finde schönes Hörstück ist entstanden, mit Stimmen von Passantinnen und Passanten, die wir direkt auf dem Marienplatz interviewt hatten, mit historischen Informationen zur Bier- und zur Biergarten-Revolution, mit selbst eingespielten Tönen, die Aufstand und Randale illustrieren sollten (wir hatten sehr viel Spaß beim “Randalieren” im Studio des Museums) und einem sehr interessanten Interview mit dem Kurator der Ausstellung “Bier.Macht.München”.

Alles in allem glaubt man nicht, wie viel Arbeit in einem 4-Minuten-Stück steckt! Der Einblick in die Branche der Radio- und Audioguide-Macher*innen hat mir sehr viel Freude bereitet. Ich denke, Journalistin wäre vielleicht auch eine Berufsoption für mich gewesen. Keine Ahnung, warum ich damals nie auf die Idee kam…

Bei der Demo zum Weltfrauentag war ich übrigens aus tiefer Überzeugung. Der Backlash, den wir gerade erleben, besorgt mich. Sexismus wird durch Trump wieder salonfähig, weltweit werden die Rechte von Frauen weiterhin massiv beschnitten. Gerade als privilegierte Frau in Deutschland verfällt man vielleicht in eine saturierte Bequemlichkeit und fragt sich, was die “Emanzen” eigentlich noch wollen. Doch wenn man die Augen öffnet, sei es nun (besonders) global oder aber auch vor der eigenen Haustür, wo beispielsweise immer noch ein Pay Gap von über 20% besteht oder die Parlamente noch lang nicht geschlechtergerecht besetzt sind, sollte jede Frau (und jeder Mann) für Gleichstellung auf die Straße gehen wollen. Die Women’s Marches in den USA und zum Beispiel gestern in den Niederlanden machen mir da Hoffnung, dass gerade eine globale Frauenbewegung entsteht – und ich trage meinen Pussyhat mit Stolz und dem schönen Gefühl, dass er mich mit anderen Frauen weltweit verbindet.

I am not free while any woman is unfree, even when her shackles are very different from my own. –Audre Lorde

 

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