Feminismus.

Vielleicht ist es verwunderlich, dass ich zu einer Feministin wurde. Vielleicht aber auch gar nicht.

In die Wiege gelegt wurde es mir jedenfalls nicht. Meine Mutter lebte das klassische Hausfrau- und Mutter-Modell. Ich weiß gar nicht, ob ein anderes Modell für sie (als junge Frau) auch denkbar gewesen wäre – und nun kann ich sie leider nicht mehr fragen. Es war jedenfalls einfach so. In einem Alter, wo ich das dann hinterfragt habe, sah ich natürlich auch ihre Unzufriedenheit und nahm mir fest vor, es ganz sicher nicht genauso zu machen. Mich nicht abhängig zu machen von einer Partnerin, sondern immer auch auf eigenen Beinen stehen zu können, das war eigentlich der Hauptpunkt.

Nun wurde bei uns zu Hause sicher kein purer Machismo oder Patriarchismus gelebt und meine Mutter hatte auch kein Problem damit, ihre Meinung standhaft zu vertreten. Doch wurden mein Bruder und ich qua Geschlecht durchaus manchmal anders behandelt… eher in Kleinigkeiten als im großen Stil, aber dennoch. Manche Bemerkungen oder die Mitwirkung im Haushalt (bzw. die Sanktionierung bei nichterfolgter Mitwirkung) waren schon sehr unterschiedlich. Das fand ich ungerecht und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn entwickelte sich bei mir schon in Kindheitstagen.

Als wir kürzlich bei einer queer-feministischen Tagung waren (ja, sowas machen wir. Ist gut, fürs Hirn und für die Horizont-Erweiterung), ging es in meinem Workshop um die Definition von Feminismus. Für mich persönlich ist es im Kern “einfach” Gerechtigkeit, um die es beim Feminismus geht – Geschlechtergerechtigkeit halt. Dass wir davon noch weit entfernt sind, zeigt auf sehr amüsante Weise dieses Interview mit der Burschenschaft Hysteria (und das Lachen bleibt natürlich schön im Hals stecken!).

Wir haben dann noch ein paar Punkte gesammelt, die zu einer Feminismus-Definition gehören sollten. Neben dem utopischen Überschuss gehörte dazu auch die Intersektionalität.  Im Umkehrschluss kann man doch als Feministin nur auch gegen jede Art von Diskriminierung sein, ob es nun um Herkunft, sexuelle Orientierung, Behinderung, Religion, Hautfarbe oder, oder, oder geht…

So passt es auch ins Bild, dass ein Donald Trump nicht nur rassistisch und homophob, sondern eben auch frauenfeindlich ist. Wer hat sich da noch ernsthaft gewundert? Es ist einfach nur unfassbar, dass er nun als “Locker Room Talk” abtut, was er da von sich gegeben hat. Es geht hier nicht nur um Gerede, nein, es geht um handfestes Zugreifen. Ich mag naiv sein, aber ich will nicht glauben, dass alle Männer so reden, wenn sie sich ungestört fühlen. Auch nicht in der Umkleidekabine. So reden Leute, die tatsächlich sexuell übergriffig werden, die belästigen und begrabschen, die nicht zurückschrecken vor Missbrauch und Vergewaltigung.

Auch wenn das bei Trump nun vielleicht das Fass zum Überlaufen gebracht hat, so ist viel schlimmer, dass wir in einem Zeitalter leben, wo solche Aussagen relativiert und heruntergespielt werden (können). Aussagen über Frauen, über Flüchtlinge, über LGBTQIs, über Menschen mit Behinderung… Die Sprache ist rauer geworden, es können Dinge ausgesprochen werden, die vor ein paar Jahren noch undenkbar waren. Aus Positionen, die einflussreich sind. Was macht das aus unserer Gesellschaft? Das macht mir Sorge.

Stopping Trump is a short-term solution. The long-term solution, and it will be more difficult, is fixing the educational system that has created so many people ignorant enough to vote for Trump. (Andy Borowitz)

Also, ganz ehrlich, wie könnte ich nicht Feministin sein? Denn:

Feministin zu sein, ist das Mindeste, was eine Frau tun kann. (Rita Süßmuth)

 

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