Musik.

Meine ersten Musik-Erinnerungen: Die Plattensammlung meiner Eltern – dabei war Louis Armstrong, zum Beispiel. Die Bee Gees werde ich immer mit meiner Mutter verbinden. Oder auch das Lied If I had a hammer, zu dem wir im Wohnzimmer getanzt haben. Für die lange Autofahrt nach Italien und Griechenland gab’s gefühlt nur eine Kassette, Moonlight Shadow in der Dauerschleife.

Lebensphasenmusik… Ich gestehe, zunächst waren da die New Kids on the Block, danach kam zum Glück gleich Roxette, das war die erste CD und das erste Konzert. In der Erinnerung erscheinen mir meine Jugendtage so endlos lang, oben in meinem eigenen Reich unterm Dach im Reihenhaus, wo ich meine eigene Anlage hatte, auf die ich enorm stolz war. CD-Booklets waren so wichtig – wehe, wenn die Texte nicht drin standen.

Ich weiß nicht, was ich ohne Alanis Morrisette gemacht hätte – That I would be good,  mein Pubertätssong, wenn ich mich mal wieder unverstanden und ungeliebt gefühlt habe. Später wurde es rebellisch, dann hab ich Whisky (Tullamore Dew?!) getrunken, Gudang Garam-Zigaretten gepafft (Inhalieren ging sowieso nie) und natürlich Janis Joplin dazu gehört! Oder, wenn’s mal wieder viel Streit mit meiner Mutter gab: Rage Against the Machine mit Killing in the name of.  Jaaa…. “Fuck you, I won’t do what you tell me!!”. Viel Smashing Pumpkins, Radiohead, aber auch Metallica. Nach dem Tod von Freddy Mercury auf einmal auch viel Queen, den Film Wayne’s World gab’s dann ja auch. Ähnliches Phänomen dann bei Kurt Cobain und Nirvana.
Meine Zeltlagererinnerungen werden nicht nur durch Lagerfeuergeruch wieder geweckt, sondern ganz klar auch durch den Soundtrack von Der mit dem Wolf tanzt.

Das Jahr in England war geprägt von ganz viel Folk Music, allem voran natürlich von meinen Freunden der Band Reckless Elbow. Die Saw Doctors haben wir die ganze Nacht auf Repeat gehört. Bei Helen, bei der ich zur Untermiete wohnte, wurde samstags geputzt und das immer mit den Rolling Stones und den Monkees. Und Graham, ihr Freund, brachte mir Bob Dylan näher.

Welche Lebenssituation wurde eigentlich nicht von Abba besungen? Man könnte fast sagen: Wer in seinem Leben noch nie einen Abba-Moment erlebt hat, hat nicht gelebt.

Studienzeit: FM4 auf Dauerschleife im Nebenjob – und der Start der großen Musiktauschbörse mit dem Lieblingskollegen. Ganz hoch im Kurs in dieser Zeit auch deutsche Musik, von Tocotronic über Stereo Total und 2Raumwohnung bis zu den Sportis und den Helden.

Genau, im Grunde will ich immer noch mein Leben von damals zurück, als es so viel Zeit gab für Musik und keine Zeitfresser wie Facebook und Co.  Heute bin ich froh über die täglichen 2x 18-Minuten S-Bahnfahrt (und dank Stammstreckensperrung, Personen im Gleis, Signalstörung und dergleichen oft genug auch mehr), wo ich mich mit meiner Musik abkapseln kann von allem.

Auf der anderen Seite bin ich dankbar für all die Möglichkeiten auf Musik zuzugreifen, die es heute gibt. Ein Leben ohne Musik auf dem Smartphone, ohne Spotify (und Sonos) ist vielleicht möglich, aber doch so sinnlos…  😉

So gibt es immer wieder Neues zu entdecken, und auch immer wieder krasse Flashbacks, die Musik heraufbeschwören kann – Erinnerung an längst vergessen geglaubte Zeiten, Menschen, Gefühle.

Um es in Anlehnung an Erich Fried zu sagen:

Wer von einem Song seine Rettung erwartet,
der sollte lieber lernen, Songs zu hören.
Wer von einem Song keine Rettung erwartet,
der sollte lieber lernen, Songs zu hören.

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