Jahresrückblick 2021.

Zugenommen oder abgenommen?
Zugenommen hat sicherlich meine Freude daran, andere Menschen zu treffen, zu umarmen, in ihrer Nähe zu sein. Abgenommen hat immer wieder mal die Resilienz. Die Pandemie zehrt, man muss sich immer wieder neue Strategien und Highlights suchen.

Haare länger oder kürzer?
Relativ unspektakulär: Die wachsen und dann lass ich sie wieder abschneiden und dann wachsen sie wieder…. Ab und an werden sie auch blonder und dann wieder weniger blond.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Weitsichtige Planungen wären zwar wunderbar, dafür sind aber die Zeiten viel zu unberechenbar. Wir fahren auf Sicht…

Mehr bewegt oder weniger?
Tatsächlich würde ich gern mehr bewegen. Meinen aktuellen Job habe ich auch mit der Hoffnung angetreten, mehr bewegen zu können – tatsächlich zeigt die Realität, dass dies nicht unmöglich, aber ein sehr mühsames, langwieriges Unterfangen ist. Kategorie “Dicke Bretter bohren”.

Mehr Kohle oder weniger?
Ich setze voll auf erneuerbare Energien!

Mehr ausgegeben oder weniger?
Dadurch, dass man pandemiebedingt kaum mal in eine Kneipe kommt, hatte ich leider wenig Gelegenheit, mal einen auszugeben. Ich würde das aber sehr gern mal tun – also, die nächste Runde geht auf mich!

Der hirnrissigste Plan?
Am Rotterdamer Hafen noch zum Burger King zu fahren, bevor es aufs Schiff gen England ging. Dank Baustellen und roter Ampel bei der Klappbrücke hätten wir im Sommer aufgrund dieses Zwischenstopps die Fähre nach Hull beinahe verpasst.

Die gefährlichste Unternehmung?
Wahrscheinlich die Reise ins Hochrisiko-/Virusvariantengebiet Großbritannien im Winter. Aber es hat sich gar nicht gefährlich angefühlt. Auch wenn wir danach in Quarantäne mussten und sogar die Aicher Ambulanz zum PCR-Test vorbei kam. Im Nachhinein alles ein wenig lächerlich, die Inzidenz in Preston war ja grad mal 600-700 zu der Zeit.

Die teuerste Anschaffung?
Die Anschaffung, die mir am liebsten und teuersten ist, ist der höhenverstellbare Schreibtisch. Der geplagte Homeoffice-Rücken dankt es mir.

Das leckerste Essen?
Sicher eines der leckersten Essen war ein indisches Festmahl, welches ich im Sommer beim Take Away in Preston geholt habe. Da es so lecker war, haben wir das im Winter gleich nochmal wiederholt und wieder zwei Tage geschlemmt, weil es so üppig war.
Ganz oben auf der Liste als Lieblings-Familienessen war im vergangenen Jahr Pasta alla Norma nach Ottolenghi.

Das beeindruckendste Buch?
Dieses Jahr hab ich viele Bücher gelesen. Die meisten davon auch mehrfach. Allerdings waren das Bücher für die Altersklasse 1-3 Jahre… für mich selbst leider dafür umso weniger. Gerade lese ich (immer noch) – und beeindruckt mich – “Girl, Woman, Other” von Bernadine Evaristo. Sehr berührende und interessante Lebensgeschichten von schwarzen Frauen.

Das enttäuschendste Buch?
Da gibt es keines. Wenn ich endlich mal dazu komme, mich mit einem Buch hinzusetzen, kann mich nicht mehr viel enttäuschen.

Der ergreifendste Film?
Da fällt mir gerade tatsächlich keiner ein. Aber wie gesagt…. Strictly… 😉

Die beste Musik?
Meine Spotify-Jahresrückblick haben mal wieder die Kinder gesprengt. Nummer 1 wurde daher “Guantanamera”, welches wir auf deren Namen umgedichtet haben. Meine Favourites sammle ich immer in einer eigenen Playlist, die streng von denen der Kinder getrennt ist. Ziemlich weit oben rangiert dieses Jahr Dusk von Alice Phoebe Lou, allerdings ist der Song aus dem Dezember 2020. Das Video dazu habe ich jetzt zum ersten Mal gesehen. Hach. Das ist auch schön. Und gibt die Stimmung des Songs gut wieder.
Ganz am Ende des Jahres hab ich noch eine Entdeckung gemacht, die vielleicht das Album des Jahres sein könnte… Churches von LP. Ausdrucksstark, eine tolle Stimme, eine starke Frau – damit kriegt man mich immer. Da hab ich seit Langem auch mal wieder ein ganzes Album am Stück gehört und lass mal ein Lied zum Reinhören hier:

Das beste Theater?
Leider gar kein Theater. Aber hey, ich war in der Oper (La Traviata) – das war ein besonders schöner Abend in diesem Jahr.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Wieder gefühlt mit Videokonferenzen. Uff.

Die schönste Zeit verbracht mit…?
Meiner Familie!!

Vorherrschendes Gefühl 2021?
Es war schon viel Pandemie-Genervtheit dabei. Aber auch viel Dankbarkeit und die Erkenntnis, dass man schon sehr viel für selbstverständlich gehalten hatte, was es überhaupt nicht ist.

2021 zum ersten Mal getan?
Durch den Eurotunnel gefahren.

2021 nach langer Zeit wieder getan?
Auf der Blockflöte Weihnachtslieder gespielt.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Corona.
Sorgen.
Rückenschmerzen.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass man München nicht den Reichen und Zugroasten überlassen darf und sich hier irgendwie auch eine langfristige Wohnperspektive finden MUSS in den nächsten Jahren.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Das muss bitte “jemand” beantworten

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Klingt mega-cheesy, aber es gibt fast nichts Schöneres als wenn so ein kleiner Knirps aus dem Nichts heraus zu einem sagt: “Mima, ich hab dich lieb!”

2021 war mit 1 Wort…?
Anstrengend.

Vorsätze für 2022?
Easy: einfach eine tolle Ehefrau und Mutter sein, im Job brillieren und den Haushalt im Griff haben, ein erfülltes Sozialleben mit ausreichend Zeit für mich selbst haben, viel Sport treiben, mich gesund ernähren, achtsam mit Mitmenschen und mir selbst umgehen, aktiv Klimaschutz betreiben und mich sozial engagieren…
Ach so. Und vielleicht ein etwas weniger hohen Anspruch an mich selbst haben.

Strictly.

Kennt ihr das, wenn man nach dem Urlaub zurück nach Hause kommt – in die eigene Wohnung, die zwei-drei Wochen niemand betreten hat und deren Fenster in dieser Zeit nicht geöffnet worden waren? Es riecht zwar unbenommen nach zu Hause, denn jede Familie hat ja ihren Eigengeruch, der so schnell nicht verfliegt. Es riecht aber auch leicht stickig, muffig, staubig und man möchte als erstes alle Fenster aufreißen.

So geht es mir gerade, wenn ich diesen leicht eingestaubten Blog öffne, um endlich wieder etwas zu schreiben. Ich weiß nur noch nicht so recht, wie ich das mit dem Durchlüften hinbekomme. Hoffentlich tut es das Thema! Ich möchte heute über etwas schreiben, was mich die letzten Wochen begleitet und erfreut hat: Strictly Come Dancing.

Da wundert sich vielleicht der eine Leser oder die andere Leserin, schließlich war ich noch nie für meine (Standard-)Tanzleidenschaft bekannt. Tatsächlich hab ich in meinem Leben mehr schlecht als recht ein paar Tanzkurse absolviert und habe (mit guter Führung!) ein bisschen tanzen können. Das letzte Mal unter Beobachtung wohl bei unserer Hochzeit. Das hat durchaus Spaß gemacht, aber war auch nicht einfach.

“Strictly Come Dancing” ist eine Tanzsendung, die auf dem englischen Sender BBC läuft – in Deutschland heißt das Format “Let’s Dance!”. Ich habe weder dem englischen noch dem deutschen Format in den letzten Jahren Beachtung geschenkt. Doch 2020 war alles anders. Es begann damit, dass meine Schwiegermutter aus England im Oktober für mehrere Wochen zu Besuch kam. Da sie die Sendung immer verfolgte, und ich neuerdings eine VPN-Lösung hatte, um den BBC iPlayer auch hier zum Laufen zu bringen, schauten wir also die Sendung mit ihr.

Ab diesem Moment gab es für mich keine andere Samstagabend-Gestaltung mehr: Wir waren zwar erst in Woche 4 eingestiegen, aber dann mit Feuer und Flamme dabei. Erst konnte ich es mir selbst gar nicht erklären, warum mich diese Art von Abendunterhaltung so ansprach. Es war wohl eine Mischung aus vielerlei. Zum einen finde ich es unglaublich bewundernswert, wie Leute, die keine professionellen Tänzer*innen sind, innerhalb von einer Woche solche Performances einstudieren konnten. Nicht weniger bewundernswert ist die Leistung der Tänzer*innen und Coaches, die mit ihnen zusammenarbeiten. In den Videoeinspielungen konnte man den Schweiß und die Tränen sehen, die Leidenschaft, den Enthusiasmus und die echte Arbeit, die von den Paaren reingesteckt wurde.

Die Show selbst ist natürlich großartig inszeniert. Die Musik wird live von einer fantastischen Band eingespielt, die Choreographien sind Weltklasse, der Tanzboden wird mit Videoeinspielungen lebendig gemacht, und die Jury allein (THE JUDGES!) ist es wert, die Sendung anzusehen. Anton Du Beke, der seine Eindrücke der verschiedenen Tänze mit großer Gestik wiedergibt; Shirley Ballas (aus Wallasey!), die eine echte Lady und sehr distinguierte Head Judge ist; Motsi Mabuse, die schon im deutschen Let’s Dance dabei war und in Deutschland eine Tanzschule betreibt, ist so sympathisch und lebhaft und “bubbly”, dass es eine reine Freude ist; und nicht zuletzt Craig Revel Horwood, bei dem man erwartet, dass er auch in der besten Suppe noch ein Haar findet und der einem diesen Gefallen mit einer wunderbaren Selbstironie auch immer wieder tut.

Die Paare, die tanzten, waren nicht weniger sympathisch und divers. Letzteres war auch eine große Besonderheit in diesem Jahr – ins Finale schafften es dann mit John & Johannes ein Männerpaar sowie mit Rose (mit Giovanni) eine gehörlose Teilnehmerin. Ich litt sehr mit AJ, welche eigentlich (mit Kai) die dritte im Finale gewesen wäre, es aber dann aufgrund einer Verletzung absagen musste. Wie furchtbar! Doch sie saß mit Gipsfuß, einem lachenden und einem weinenden Auge im Publikum.

Pünktlich zum großen Strictly-Finale hatten wir es auch nach England geschafft und konnten somit direkt vor Ort mit der Familie die spannende Entscheidung im TV miterleben. Mit Rose und Giovanni gewann das Paar, welches konstant eine unglaubliche Leistung gezeigt hatte. Allein die Hebefiguren ließen einen wirklich daran zweifeln, dass Rose nicht auch eine Profitänzerin ist. Dass sie sich außerdem als gehörlose Frau so zur Musik bewegen kann und dabei als sympatische und wichtige Botschafterin für die Gehörlosen-Community fungieren konnte, war wirklich einzigartig.

Auch John und Johannes setzten ein wichtiges Zeichen: Sie zeigten, dass zwei Männer gleichermaßen gefühlvoll tanzen können, nichts sah bei ihnen unnatürlich aus – vielmehr schafften sie es sogar, mitten im Tanz die Führung zu wechseln. Unglaublich.

Alles in allem waren die Samstagabende mit Strictly Come Dancing und die Sonntage mit den Resultaten wirkliche Highlights in diesem doch leicht grauen Pandemie-Alltag. Die Tänzer*innen schafften es, die Magie, die Farben und den Glanz ins Wohnzimmer zu zaubern, einem ein rundum gutes Gefühl zu verschaffen und einen aus dem Alltag zu entführen. Davon sollte es eindeutig mehr geben, und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass man das auch erzeugen kann, indem man alleine zu guter Musik durchs Wohnzimmer tanzt… und so vielleicht auch ein wenig den alten Muff und Staub aufwirbeln kann.

Für das kommende Jahr wünsche ich jedenfalls allen – und mir – ganz viele solcher Momente!

Da ich mich nicht für einen Tanz aus der Finalshow entscheiden kann, hier zum einen der unglaubliche Paso Doble von John & Johannes:

… und zum anderen der nicht minder beeindruckende Couple’s Choice von Rose & Giovanni, bei dem in der Mitte die Musik stoppt und die beiden weiter tanzen – unglaublich berührend:

Blues.

Es ist dunkel. Kalt. Ungemütlich. Die Jahreszeit allein ist es aber nicht. Generell geht es mir zwar meist Ende Januar/Anfang Februar so, dass ich den Winter satt habe. Bis Weihnachten ist der Winter ja noch in Ordnung, da wird das mit den vielen Lichtern, der festlichen Stimmung und dem Glühwein abgefedert. Im letzten Dezember waren jedoch schon die Lichter gedimmt, die Stimmung verhalten und der Glühwein draußen verboten.
Der Januar brachte dann Schnee und somit noch die Winterfreuden Schlittenfahren und Schneemann bauen.

Doch nun ist Februar und auch wenn gerade neuer Schnee kommt, hab ich den Blues. Nicht nur den Winter-, sondern auch den Corona-Blues. Natürlich ist das ein Blues auf hohem Niveau: wir haben ein Dach überm Kopf, unsere Existenz ist gesichert, es sind in unserem nächsten Umfeld alle gesund, und wir kriegen dank Elternzeit und Teilzeit auch die Kinderbetreuung hin.

Trotzdem merke ich gerade, wie anstrengend die letzten Monate waren. Das kann auch damit zusammenhängen, dass gerade mein letzter Monat Elternzeit losging. Ein Monat, den ich gern schon in Dezember genommen hätte, denn wäre es nach der Vor-Corona-Planung gegangen, hätten wir diesen Monat gern alle zusammen bei der Familie in England verbracht.

Nun ist alles anders, ich gehe aus ziemlich verrückten, intensiven und vollen Zeiten im Job relativ Knall auf Fall in Elternzeit. Physisch wechsle ich nur den Raum, vom Kinderzimmer-Büro ins Wohnzimmer quasi. Psychisch schaut es anders aus. Da komme ich von einer Informations- und Emailflut und hoher Videokonferenztaktung mit Kinderlachen und -geschrei im Nebenraum (Homeoffice sei dank) in die reine Kinderbetreuung, das ist auf ganz andere Art anspruchsvoll.

In meiner ersten Elternzeit habe ich schon gemerkt, dass ich nicht das Kinderbespaßungs-Muttertier bin. Ich liebe meine Kinder über alles und verbringe meine Zeit am liebsten mit meiner Familie, aber ich brauche dazu einen Ausgleich, um mich nicht völlig und direkt lähmend unproduktiv zu fühlen.

Gerade bin ich dankbar für eine Pause von der stressigen Arbeit, das ist gar keine Frage, aber der Februar in einem Lockdown-Deutschland mit einem Kleinkind und einem Baby ist dafür nicht gerade geschaffen. Viel mehr als Spazierengehen ist ja nicht drin, bis man die Kinder dafür allein schon angezogen hat, vergeht eine gefühlte Ewigkeit (Windelwechsel-Wrestling beim 11-Monatigen und Toilettengang sowie Wutanfälle beim Zweijährigen eingerechnet). Das Baby kann noch nicht laufen, ist also draußen entweder im Kinderwagen “gefangen” oder robbt durch den Dreck (und isst diesen auch), das Kleinkind will natürlich keine Handschuhe tragen, muss sich dann zwischen Bobbycar, Buggyboard (Geschwistersitzvorrichtung am Kinderwagen, von uns Easy Rider genannt) und der Watschelente entscheiden – und natürlich darüber, ob es zum Spielplatz, zur Baustelle, zum Züge schauen oder zur Winkekatze im Schaufenster des Teeladens geht. Bis man um zwei Straßenecken gegangen ist, vergeht locker mal eine halbe Stunde. Ja, das kann man alles natürlich auch achtsam erleben, aber manchmal nervt es einfach nur.

In all dieser achtsamen Kinderzeit kommt man nämlich so gut wie gar nicht zum Haushalt, wenn man nicht riskieren mag, dass die Kinder irgendetwas anstellen oder sich wehtun. Da man aber ja die ganze Zeit zu viert zu Hause ist, dank Corona, sieht es hier auch entsprechend aus. Ständig ist man am Essen herräumen, wegräumen, Spülmaschine ein- und ausräumen. Selbst wenn man sich das Kochen spart und mal ein Take-Away-Essen holt, bleibt einem das schmutzige Geschirr. Vom Boden wollen wir mal gar nicht reden, da müsste man im Grunde täglich kärchern dank der Esskünste der Kleinen.

Die Kontaktbeschränkungen nehmen wir schon seit Beginn sehr ernst und sehen indoors somit nur meinen Vater und seine Partnerin. Was zur Folge hat, dass wir die meiste Zeit eben nur zu viert sind. Zum Glück verstehen wir uns immer noch gut, aber natürlich fehlen die Außenkontakte. Und auch die Zeit als Paar. Man holt sich ja in diesen Zeiten auch keine*n Babysitter*in ins Haus, dank Ausgangssperre um 21 Uhr würde das auch sowieso wenig bringen.

Der ältere Sohn war nun seit zwei Monaten (wieder) nicht mehr in der Krippe und man merkt, wie es ihm fehlt. Einziger Kinder-Bezugs-Punkt ist sein kleiner Bruder und leider klappt das mit dem Nachahmen in der falschen Richtung: So passiert es des Öfteren am Tag, dass auch er durch die Wohnung robbt und “Dadada” ruft. Uff.

Alles in allem kann man also sagen, dass ich mit der Gesamtsituation unzufrieden bin. Nach fast einem Jahr Pandemie ist das aber vielleicht auch in Ordnung. Was es braucht (neben Highlights) sind Hoffnungsschimmer am Horizont. Diese zeichnen sich vielleicht auch schon so langsam ab: Die Inzidenz in München pendelt gerade zwischen 40-45. Die Kitas werden irgendwann in den nächsten 2-4 Wochen wieder in den Regelbetrieb gehen, die Impfungen haben begonnen (in England wurde die Schwiegermutter schon zum ersten Mal geimpft und sitzt mit Sicherheit nach der zweiten Spritze im Flugzeug nach Deutschland) und der Frühling wird irgendwann kommen. Wie gut, dass die Tage gerade trotz allem schnell vergehen… und dass ich nicht alleine bin in dem Ganzen. Schließlich sorgen die Kinder auch für ganz viele Glücksmomente – und meine Frau ist und bleibt mein Fels in der Brandung.

Außerdem gibt’s noch Musik- mein momentanes absolutes Lieblingslied (von Alice Phoebe Lou) hänge ich hier noch dran. Wie schreibt jemand in den YouTube-Kommentaren: “It’s smooth, it’s pink, it’s gay, Alice has short hair, it’s amazing.”

Oh, she told me she gets lonely
When the sky changes from day to night
That’s when her demons come say hey
Dusk is always harder for my baby
So I told her not to be afraid
That I’d think of her at that time of day
So I think about when her eyes light up
I think about when her eyes light up
The world
The whole wide world
But the world don’t matter
When we’re looking at each other

Alice Phoebe Lou – Dusk

Jahresrückblick 2020.

Ein Jahresrückblick auf ein ganz besonderes Jahr – schließlich hatte uns die meiste Zeit des Jahres die Covid19-Pandemie fest im Griff. Auf die Fragen hier hatte das aber gar nicht so viel Einfluss, merke ich.

Zugenommen oder abgenommen?
Gute Frage. Irgendwann waren die Batterien in der Waage leer…. irgendwann interessierte es mich nicht mehr -solange die (Jogging-)Hosen noch passen.

Haare länger oder kürzer?
Wieder kürzer! Immer noch schön, immer noch dank Heimat am Kopf.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Dass ich schlechter sehe, liegt meistens daran, dass ich lauter Fingertapper unseres Jüngsten auf der Brille habe. Ansonsten kurzsichtig wie eh und je, die Altersweitsichtigkeit kündigt sich so langsam an.

Mehr bewegt oder weniger?
Weniger, was mir mein Ischiasnerv täglich sagt. Schuld ist das monatelange Homeoffice – Sitzen ist das neue Rauchen, habe ich letztens gehört.

Mehr Kohle oder weniger.
Ähnlich wie letztes Jahr.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Die Ausgaben haben sich verlagert. Leider sind sie aber nicht weniger geworden…

Der hirnrissigste Plan?
Zu denken, man spart, wenn man einen Mietwagen mit Selbstbeteiligung mietet…

Die gefährlichste Unternehmung?
Gefährlich waren ja dieses Jahr schon Dinge wie U-Bahn-Fahren oder ins Büro gehen… viel gefährlicher wurde es auch nicht bei mir.

Die teuerste Anschaffung?
Das E-Bike, und wir haben keinen Cent bereut. Ja, klar, wir sind noch keine Rentnerinnen, aber um die 45 Minuten ins Büro zu radeln (wenn es denn mal passierte) oder vor allem den Fahrradanhänger mit zwei Kindern bergauf zu befördern, ist es wirklich Gold wert!

Das leckerste Essen?
Das beste Essen gab es natürlich im Italienurlaub! In Restaurants war ich nicht sehr oft dieses Jahr. Dafür haben wir nun tatsächlich immer einen Wochen-Essensplan, um nur einmal in der Woche einkaufen zu gehen, das klappt gut. Lieblingsrezept des Jahres:
Veggie Chilli with Cornmeal Dumplings von den Hairy Bikers.

Das beeindruckendste Buch?
Neuer Tiefstand beim Lesen – ich glaube, ich habe tatsächlich nur ein einziges Buch zu Ende gelesen: Mutterland von Paul Theroux. Das fand ich durchaus interessant und lesenswert, aber vielleicht nicht so wahnsinnig beeindruckend. Ansonsten bestand meine Lektüre aus Kinderbüchern und Familienratgebern…

Das enttäuschendste Buch?
Siehe oben, wenn man nur eines gelesen hat, ist das das beeindruckendste und enttäuschendste, oder?

Der ergreifendste Film?
Dank Lockdown konnten wir online an Filmfestivals teilnehmen und ganz ohne Babysitter viele tolle Filme sehen. Der ergreifendste Film beim Münchner Bimovie-Festival war für mich überraschenderweise Uferfrauen. Die Schicksale der lesbischen Frauen aus Ostdeutschland waren sehr persönlich, einfühlsam und bewegend dargestellt.

Die beste Musik?
Unser gerade mal zweijähriger Sohn hat meine Spotifyliste mit den meistgehörtesten Songs gesprengt, Nummer 1 wurde ein Kinderlied, das er liebt: Everybody clap your hands (Nancy Kopman). Nummer 2 war “Playground” von My Ugly Clementine, einer coolen neuen feministischen Band aus Wien – siehe Video (und Text!) unten.
Das beste Album des Jahres war für mich Joy Denalanes “Let yourself be loved“, eine Motown-Produktion.

Das beste Theater?
Leider gar kein Theater.

Die meiste Zeit verbracht mit…?
Gefühlt mit Videokonferenzen. Uff.

Die schönste Zeit verbracht mit…?
Meiner Familie!!

Vorherrschendes Gefühl 2020?
Eine wilde Mischung aus Angst vor der Ansteckung, Verwunderung und Verärgertsein über all diejenigen, die Covid19 leugnen oder herunterspielen, sowie Dankbarkeit, dass meine Lieben alle wohlauf sind und die Krise für uns so glimpflich verläuft.

2020 zum ersten Mal getan?
Sehr viel, ist ja schließlich die erste Pandemie. Maske tragen ist vielleicht das offensichtlichste.

2020 nach langer Zeit wieder getan?
Mit der Holzeisenbahn aus meiner Kindheit gespielt.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?

  • Covid19
  • Zum zweiten Mal der ganze Terz mit der Stiefkind-Adoption, da es leider immer noch keine Änderung im Abstammungsrecht gibt – siehe 2019.
  • Wie schon 2019 die Dinge, die ich versehentlich kaputt gemacht habe, z.B. das Rücklicht vom Mietwagen (siehe oben…).

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Meinen Vater und die Schwiegermutter davon, dass sie FFP2-Masken tragen und sich extrem vorsichtig verhalten, um sich nicht zu infizieren.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Hoffentlich das fast einstündige Video mit Geburtstagsgrüßen und -wünschen von Freund*innen und Familie zum 40. Geburtstag meiner Frau.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Unser 2. Sohn war unser schönstes Geschenk in diesem verrückten Jahr.

2020 war mit 1 Wort…?
Bizarr.

Vorsätze für 2021?
Gesund bleiben. Weniger Videokonferenzen. Und weniger fluchen – unser Zweijähriger plappert nämlich alles nach.

Yeah
Cause we share a friend
Doesn’t mean your values fit the way I am
Just because I have smaller hands
Doesn’t mean I can’t do what my male friends can

I see that you
You are taller than me
But it’s not true that I’m smaller than you
The work I do runs on passion and that’s
I suppose the qualification
Don’t get me wrong I respect everything that you’ve done but
I do feel that this isn’t the other way ’round
And that I don’t understand
Just cause my playground
Wasn’t surrounded by men

Yeah
Cause we share a friend
Doesn’t mean your values fit the way I am
Just because I have smaller hands
Doesn’t mean I can’t do what my male friends can

One of a kind, someone like you
It’s just, we’re back in time
How I wish I said that to you
I’m too nice cause
I believe in the good
But sometimes I wish I could act just like you

Yeah
Cause we share a friend
Doesn’t mean your values fit the way I am
Just because I have smaller hands
Doesn’t mean I can’t do what my male friends can
Yeah
Cause we share a friend
Doesn’t mean your values fit the way I am
Just because I have smaller hands
Doesn’t mean I can’t do what my male friends can

My Ugly Clementine – Playground

Lowlights.

Das Neue Maxim Kino hat den Humor noch nicht verloren –
Today’s Special: Nothing

Den Begriff “Lowlights” habe ich in meinem Jahr in England gelernt. Wo mein Schul- und Uni-Englisch an seine Grenzen stieß, merkte ich ziemlich schnell, als dort mein WG-Leben begann: Ich konnte problemlos einen kritischen Aufsatz zum “No Child Left Behind Act” vom damaligen Präsidenten Bush verfassen, hatte aber Probleme mit alltäglichen Bezeichnungen in Küche, Bad und Haushalt. Auch bei meinem ersten Friseur-Besuch (in dem College, in dem wir auch unseren Sprachkurs für den TOEFL-Test hatten) musste ich mich verständlich machen und lernte schnell, dass Strähnchen auf Englisch Highlights heißen. Dies gilt aber nur für helle/blonde Strähnchen, dunkle Strähnen nennt man Lowlights.

Gut, das war nun etwas weit ausgeholt – aber hey, any exuse, um mich mal wieder an mein Englandjahr zurückzuerinnern. Wie im Deutschen auch, wird Highlights natürlich auch übertragen verwendet für Höhepunkte/Glanzpunkte. Und Lowlights für das Gegenteil, also die Tiefpunkte. Was mich zu 2020 bringt, auf den ersten Blick für die meisten ein Jahr voller Lowlights.

Das ist trotz Corona natürlich nur auf den ersten Blick wahr. Unstrittig ist aber wohl, dass es aufgrund all der Einschränkungen tatsächlich weniger Highlights als in anderen Jahren gab. Mein persönliches Lowlight ist mit Sicherheit, dass wir 2020 nicht einmal nach England gereist sind – nicht zur Familie, nicht in die zweite Heimat. An sich wären wir in zwei Tagen für einen ganzen Monat Elternzeit hingeflogen, nichts davon passiert nun. Das ist schmerzlich, für meine Frau noch mehr als für mich, aber ich merke dadurch auch, wie sehr diese verrückte Insel mein Herzensland ist.

Nun waren wir trotz Pandemie in diesem Jahr gesegnet mit einigen Highlights, das größte war die Geburt unseres zweiten Sohnes im Frühjahr. Auch hatten wir Glück, zweimal ins Zillertal, einmal ins Allgäu und für zwei Wochen nach Italien reisen zu können. Unsere Jobs, das Dach über dem Kopf, alles ist sicher bei uns – auch in der Krise sind wir wirklich privilegiert. Das größte Glück ist sicherlich, dass wir alle vier bisher gesund und unsere Familien von Covid19 verschont geblieben sind. Und dass wir uns immer noch mögen – nicht nur lieben, sondern auch mögen.

Es ist also Jammern auf hohem Niveau, doch wie die Wochen so verstreichen, spüre ich ganz deutlich, dass mir die Highlights fehlen: Konzerte, Demonstrationen, politische Diskussionsveranstaltungen, Theater und Kino, Ausgehen, tiefsinnige Gespräche bei Hochprozentigem in dunklen Kneipen… und Besuche von Freund*innen zum gemeinsamen Essen, Spielen, Filme schauen, Ratschen. Davon hat man als Eltern von einem Kleinkind und einem Baby selbstverständlich sowieso viel weniger – aber umso wertvoller werden diese Abende und Erlebnisse.

Unglaublich, wie auch ohne all das die Wochen verstreichen. Ohne dass man hinterher noch wirklich sagen könnte, was man gemacht hat – man hat manchmal das Gefühl, die Tage verschwimmen in ein Alltagsgrau ohne viele bunte Farbkleckse. Wenn man sich aber die Zeit nimmt, und abends über den Tag nachdenkt, merkt man doch, wie viele Highlights es gab – diese kleinen Momente, die das Leben lebenswert machen. Man muss nur ein bisschen genauer hinschauen als früher.

Das sollte der Vorsatz sein für die sicher noch lange Zeit, bis das Virus uns nicht mehr im Griff hat. Mein Wochenende hatte zum Beispiel ganz viele solcher Highlights: das virtuelle Treffen mit Freund*innen aus Schweden, Peißenberg und München, die leckeren Weihnachtsplätzchen, die Küsse unter dem Mistelzweig, die Lichterkette am Baum in unserem Hinterhof, die Nikolausteller, die die Nachbar*innen vor die Tür gestellt haben, das “Jingle Bells” und “Rudolph, the Red Nose Reindeer”-Singen von unserem älteren Sohn, das fröhliche Jauchzen vom Kleinen, wenn er wie ein Großer in seinem Stuhl sitzen darf, und so viel mehr.

Was diese Pandemie mit uns allen macht, kann ich wirklich nicht abschätzen. Ob wir daraus lernen werden? Ob wir einiges vielleicht “danach” besser zu schätzen wissen? Hoffentlich, schließlich sieht man die Highlights einfach besser, wenn es auch Lowlights gibt.

Die Kneipen schließen, die Kinos auch
Und im Schauspielhaus fällt der letzte Vorhang aus
Die Nachrichten rennen dem Algorithmus hinterher
Wenn in Moria die Zelte brennen, dann sieht das niemand mehr
Ich muss mich zwingen, ein paar Stunden
Mein Handy wegzulegen
Fühlt sich an, als wäre gestern
Alles halb so wild gewesen
Und morgen könnte alles, alles anders sein.

AnnenMayKantereit – Gegenwart